DIVINE HORSEMEN

Bitter End Of A Sweet Night

Chris D. beziehungsweise Desjardins ist eine dieser oft übersehenen Lichtgestalten der Punk-Szene von Los Angeles, er war Frontmann von THE FLESH EATERS, deren Platten auf seinem Label Upsetter Record erschienen, und als Produzent beteiligt an „Fire Of Love“ von THE GUN CLUB und an „The Days Of Wine And Roses“ von THE DREAM SYNDICATE. 2018 erschien auf Yep Roc überraschenderweise ein neues, erfreulich gutes THE FLESH EATERS-Album namens „I Used To Be Pretty“ (nach „Miss Muerte“ von 2004), für das Desjardins einige Veteranen der damaligen L.A.-Punk-Szene hinzuzog, wie John Doe und D.J. Bonebrake von X, die THE BLASTERS-Mitglieder Dave Alvin und Bill Bateman und Saxophonist Steve Berlin, der ab 1984 bei LOS LOBOS spielte. Allerdings waren sechs der insgesamt elf Stücke nur Neueinspielungen alter THE FLESH EATERS-Songs. Ebenfalls bei fünf Stücken zu hören war Desjardins’ Ex-Ehefrau Julie Christensen, die schon auf früheren Platten von THE FLESH EATERS und DIVINE HORSEMEN, die 1983 nach dem damaligen Split der THE FLESH EATERS gegründet wurden, seine Gesangspartnerin war. Heutzutage klingen THE FLESH EATERS ähnlich wie X eher wie ruppige Alternative-Country-Vertreter und weniger wie eine echte Punkband, was bei DIVINE HORSEMEN noch deutlich ausgeprägter war. Die hatten vor zwei Jahren ebenfalls ein neues Album namens „Hot Rise Of An Ice Cream Phoenix“ aufgenommen, jetzt gefolgt von „Bitter End Of A Sweet Night“, auf dem auch wieder D.J. Bonebrake dabei ist, neben dem früheren GREEN ON RED-Keyboarder Chris Cacavas. Songwriterisch erfindet sich die Band bei den 16 Songs – darunter Coverversionen von Anita Lane, SMOKE FAIRIES und Ed Kueppers Post-SAINTS-Band THE AINTS – sicher nicht neu und vieles könnte man hier auch unter Altherrenrock einordnen, aber dennoch ist es immer schön, mal wieder Desjardins’ charakteristischen brummelnden Gesang zu hören, vor allem im Duett mit Christensen, was ähnlich gut funktioniert wie bei Exene Cervenka und John Doe von X. Und so ist „Bitter End Of A Sweet Night“ letztendlich ein ähnlich gelungenes, möglicherweise etwas anachronistisches Album geworden, wie es 2020 auch „Alphabetland“ von X war.