Das ist praktizierte Multikultimusik. Der 1966 in Port of Spain, Trinidad, geborene Anthony Joseph lebt seit gut 20 Jahren in London, und neben der Musik verdingt sich Johnson als Dichter und Schriftsteller.
Auf seinen Platten verbindet er geschickt Musikstile aus ca. vier Kontinenten. Free Jazz, Funk, Calypso, Soca, Rapso, Rock sowie die spirituellen Baptismenrhythmen seiner Heimat zu einer Melange, die auf diversen großen Jazz- und Ethnofestivals die Kaftane schwingen und die Sandalen wippen ließ.
Hochkarätige Mitmusiker hat er um sich geschart, darunter die Funky-Bass-Legende Keziah Jones oder Holzbläser-Wunderkind Colin Webster. Bestimmt kein schlechtes Album ist ihm da gelungen, sein Gesangsstil nervt zwar gelegentlich mit allzu offensichtlichen James Brown-Phrasierungen, und die schiere Aufgeblasenheit der Stücke erschlägt bisweilen.
Vermutlich braucht ein guter Fusion-Song gut und gerne 10 Minuten Spielzeit, allein um die Virtuosität des gesamten Ensembles zu dokumentieren. Mir ist es allerdings viel zu langatmig, schwer und außerdem fehlt definitiv irgendetwas, und das sind eindeutig Melodien.
Der reine Groove hat noch nie einen halbwegs guten Song zustande gebracht. Aber das will hier auch gar keiner. Ich jedenfalls muss das alles auch nicht verstehen.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #83 April/Mai 2009 und Gereon Helmer