In „Die drei Dimensionen der Freiheit“ beschreibt Billy Bragg, wie sich Freiheit idealerweise aus drei Elementen zusammensetzt: Liberalität, Gleichheit und Verantwortlichkeit. Mein erster Gedanke war: Wer soll das bloß lesen? Denn ich habe es nicht so mit der Finanzwelt und tat mich auch schwer beim Lesen.
Fragte mich, wo bleibt sein Humor? Aber vielleicht fange ich anders an. Als Kind der Arbeiterklasse und in einem klassischen SPD-Haushalt aufgewachsen, war ich von Haus aus eher links eingestellt.
Umso befremdlicher finde ich es, wenn man sich als eben solcher immer wieder dabei ertappt, dafür dankbar zu sein, dass es Politiker wie Merkel, Frederiksen oder Macron überhaupt noch gibt – nicht dass ich sie jemals wählen würde.
Aber wenn die Alternative rechts von den traditionellen Volksparteien Mensch gewordene Krebsgeschwüre wie Trump, Putin, Erdogan oder Johnson sind, dann bin ich dankbar dafür, dass es zumindest noch ein paar Politiker*innen gibt, die einen halbwegs kühlen Kopf bewahren.
Billy Braggs Buch handelt unter anderem davon, wie das politische Erbe von Kohl, Reagan und Thatcher immer stärker Richtung Neoliberalismus driftete und inzwischen droht, sich in einer gnadenlosen Globalisierung zu ergießen.
Eine, die keinerlei Rücksicht mehr nimmt auf zukünftige Generationen, das Klima oder Grenzen im Allgemeinem. Als ich das Buch las, kam ich nicht umhin, mich zu fragen, ob die Schlacht vielleicht schon verloren ist ...
Die Bevölkerung der EU-Staaten ist bald genauso gespalten wie die der USA. Und obwohl ich nichts als Respekt vor ihnen habe, weiß ich nicht, ob die Kids von Fridays for Future und Parkland wirklich eine Chance haben.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #148 Februar/März 2020 und Kent Nielsen