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ENGLISCHE GARTEN

Bei Tag und Nacht

Aus der Asche der MERRICKS, einer Band, die nach sehr angenehmen Anfang mit unbedarftem Twee-Pop auf dem tollen Frischluft-Label den größten Teil der Neunziger mit glitzerndem Indie-Disco-Sound verplemperten, hat sich vor einigen Jahren ein neues Ensemble zusammengefunden.

Mit knackigem Pop-Soul, tollen Bläsersätzen und cleveren, augenzwinkernden Lyrics aus der Perspektive des Forty-Something-Hipsters bringen DER ENGLISCHE GARTEN einige der stärksten deutschsprachigen Pop-Songs völlig ohne peinliche Fremdschäm-Momente mit spielerischer Leichtigkeit.

Die tanzbare, leicht anglophil Mod-orientierten Neo-Northern-Soul-Nummern lassen schon Rückschlüsse zu auf Helden der Achtziger zu (DEXYS MIDNIGHT RUNNERS, REDSKINS, STYLE COUNCIL), aber auch Ska (vor allem in der poppigenVariante der mittleren MADNESS).

Und bei einer Samba-infizierten Nummer wie „Ruf doch mal an“ fällt es schwer, Gedanken an Barry Manilows „Copacabana“ zu unterdrücken. Bernd Hartwich (im März 2020 verstorben) und Axel Koch beherrschen alle Standardtänze, und mit ebensolcher tänzerischer Leichtigkeit schütteln sie ein enorm elegantes Pop-Album jenseits jeglicher Mainstream-Plattheiten aus dem Ärmel des Dreiknopf-Sakkos, das in puncto Detailversessenheit und Zitierwut allenfalls bei den Lumpenbohemiens DIE LIGA DER GEWÖHNLICHEN GENTLEMEN ebenbürtige Konkurrenten findet.