Zwar gibt es bereits Michael Rauhuts „Rock in der DDR“ und Bernd Lindners „DDR Rock & Pop“, doch dieses neue Buch, mit dem Schwerpunkt DEPECHE MODE führt uns noch intensiver in die Materie ein. Und siehe da, das Fantum von West- und Ost-Jugendlichen gestaltete sich oft frappierend ähnlich, abgesehen davon, dass es in der DDR exzessiver zuging mit dem Fan-Dasein, aufgrund der ungleichen Möglichkeiten („Zehn Ostmark für eine verrauschte (MC) Kopie“ und 1.540 Ostmark für einen Stereorecorder, um endlich selbst Radiomitschnitte machen zu können).
Neben Bruce Springsteen, Udo Lindenberg und THE CURE waren es DEPECHE MODE, die die DDR-Jugend am stärksten in ihren Bann zogen, wegen des Sounds, der Texte, der Outfits. 1989/90 gab es im Land stattliche siebzig Fanclubs.
Und allen gemeinsam war die bange Frage, ob man seine Lieblinge je live erleben kann. Dieser Traum wurde am 07.03.1988 für einen Bruchteil der Fans tatsächlich wahr bei einem Konzert von DEPECHE MODE in Ost-Berlin.
Allein dieses Kapitel ist schon enorm spannend, viele nette Anekdoten und aussagekräftige Fotos runden das Bild ab. Am besten gefielen mir, wie die Fans die Lautsprecher an einem Bahnhof abmontierten, weil diese so ähnlich aussahen wie auf dem Cover von „Music For The Masses“.
Für den DDR-Buch- und Musikfan in mir ist „Behind the Wall“ ein lehrreicher Lesegenuss. Das Autorenduo hat eine wichtige Lücke geschlossen, weshalb ich über kleine Versäumnisse (Warum entstand „DT64“? Was war die AWA? SPIDER MURPHY GANG als erste Westcombo, die in der DDR auf Tournee ging ...) gerne hinwegsehe.
Den Autoren ist zweifelsfrei ein großer Wurf gelungen.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #138 Juni/Juli 2018 und Markus Franz