In Nach-EDITORS-Zeiten freut man sich über jede Band, die den Geist des UK-Wave/Goth-Sounds in die Gegenwart zu transportieren versucht und dabei nicht der Versuchung zum Opfer fällt, zu sehr auf den Maskenball-Effekt zu setzen und/oder dem Pathos-Overkill huldigt.
BEASTMILK kommen aus Finnland und setzen alles daran, nach Demo und zwei Singles mit ihrem von Kurt Ballou produzierten Debüt „Climax“ zu den neuen Lieblingen all jener zu werden, denen erwähnte EDITORS seit mindestens zwei Alben zu seicht geworden sind, die BOXER REBELLION partiell eine Spur zu glatt finden und FIELDS OF THE NEPHILIM nur zu Zeiten des Debüts „Dawnrazor“ so richtig überzeugend fanden, weil da der Hardrock-Einfluss noch nicht im Vordergrund stand.
Eine Band, die genau weiß, was sie wollte, hat zusammen mit einem Produzenten, dessen Leidenschaft für Gothrock mir bislang unbekannt war und der statt auf Bombast auf Druck gesetzt hat, ein Album geschaffen, das das Zeug hat, bis hin zum (nicht nur aus Trauer über den ständigen musikalischen Niedergang seiner Lieblinge Schwarz tragenden) SISTERS OF MERCY-Fan viele Liebhaber düsterer Klänge anzusprechen.
Einen Makel freilich hat „Climax“: ein solcher, also Höhepunkt, fehlt dem Album, denn so gut alle zehn Stücke sind, so wenig ragen ein oder auch zwei oder drei Hits heraus. Interessant ist der Werdegang von Bandleader Mathew Joseph McNerney alias Kvohst.
Der wurde 1978 in Großbritannien geboren, gründete später VOMITORIUM, lebte in den Niederlanden und Norwegen und ist jetzt in Helsinki ansässig. 2002 war er Mitgründer der englisch-norwegischen Black-Metal-Band CODE, dann bei DØDHEIMSGARD und anderen Projekten, gründete 2010 BEASTMILK und ist parallel in HEXVESSEL.
Mal sehen, wie weit der Atem von BEASTMILK reicht, das Zeug zu Größerem haben sie. (Diese Band war auf der Ox-CD #111 zu hören.)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #112 Februar/März 2014 und Markus Kolodziej
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #111 Dezember 2013/Januar 2014 und Joachim Hiller