Kinji Fukasakus „Battles Without Honor and Humanity“-Serie gilt als beste filmische Aufarbeitung der Konflikte verschiedener Yakuza-Gruppen kurz nach Ende des zweiten Weltkriegs, wo eine konsequente Demaskierung des Yakuza-Mythos’ betrieben wird.
Erst war das Ganze nur für einen Film konzipiert, letztendlich entstanden aufgrund des großen Erfolgs neun Teile, wobei der letzte und schlechteste nicht mehr von Fukasaku gedreht wurde. In Deutschland erschien keiner dieser Filme, weshalb die REM-DVD auch nur den Originalton mit deutschen Untertitel enthält, aber den Film ähnlich wie die US-Discs der ersten fünf Teile in bester Qualität präsentiert.
Es geht dabei um den Aufstieg und Fall unterschiedlicher Personen innerhalb der Yakuza-Hierarchie plus der üblichen Machtkämpfe, so wie es der westliche Zuschauer etwa aus DER PATE kennt, allerdings besitzt Fukasakus Film nicht dessen fokussierte Herangehensweise.
Das Chaos der Nachkriegszeit, wo auf den Schwarzmärkten Hiroshimas das organisierte Verbrechen blühte, spiegelt sich auch in dem erzählerischen Wirrwarr von Fukasakus Film wieder, der dieses Gefühl noch durch den exzessiven Einsatz von Handkamera und seinen dokumentarischen Stil verstärkt.
BATTLES WITHOUT HONOR AND HUMANITY ist deshalb eine oft recht zähe Angelegenheit, die immer dann am interessantesten ist, wenn das Schicksal Shoza Hironos (vom großartigen Bunta Sugawara gespielt) in den Mittelpunkt rückt, der aber dummerweise viel Zeit im Gefängnis verbringen muss.
Was der Film hinsichtlich einer stringenten Dramaturgie vermissen lässt, gleicht er zumindest teilweise durch seine Realitätsnähe und den rauen Look wieder aus, denn Fukasaku bildet Mord und Totschlag auf unerbittliche und ungeschönte Art ab, hier tut Sterben noch richtig weh.
Fukasakus Einfluss auf spätere Generationen von Filmemachern weltweit ist unbestritten, BATTLES WITHOUT HONOR AND HUMANITY überzeugt mich aber nur teilweise, denn dem formalen Einfallsreichtum dieser leider 2003 verstorbenen Regie-Legende wird inhaltlich nichts gleichwertiges entgegengesetzt, aber vielleicht ändert sich dieser Eindruck ja im Kontext der anderen Filme wieder.
So bleibt BATTLES WITHOUT HONOR AND HUMANITY eher was für japanophile Menschen und Liebhaber von Fukasakus generellem Schaffen.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #75 Dezember 2007/Januar 2008 und Thomas Kerpen