Foto

BAKTERIE

s/t

Herrlich, wenn es den Soundtrack zur schlechten Laune auch noch auf dem Plattenteller gibt. Ich mag Texte, die Spielraum für Interpretationen lassen, weit weg von platt, gleichzeitig aber doch eindeutig sind. Druckvoll eingespielte LP, bei der scheinbar die Gitarre führt, aber beim zweiten Hinhören ist es die Summe aus angepisstem Gesang, gekonntem Schlagwerk, Druck und eben der Gitarre, die ab und an die Führung an den Gesang abgibt. Musikalisch sind wir bei Oldschool-Hardcore, der sich gerade von den Punk-Fesseln loslöst, irgendwo in den frühen Achtzigern, als noch keine Band mit Metal kokettierte, sondern das Heil in der Brachialität und Klarheit suchte. Ich höre frühen US-Hardcore, schmecke Rauch, salzige und fruchtige Noten (sorry, das ist mein Getränk), guten Punk zwischen RAZORS, MIDDLE CLASS FANTASIES, D.O.A. und einigen wenigen Hamburgern der härteren Gangart. Hätte tatsächlich so ähnlich auch damals erscheinen können und wäre dann einer der Klassiker, den sich alle im Schrank wünschen. Streicht man die deutschen Texte und konzentriert sich nur auf den angepissten Gesang, die markante Stimme und die Musik, könnte das durchaus aus dem Mittleren Westen oder Texas gekommen sein. Überhits: „Für die Lieben“ und „Peinlich“. Schönes Debüt auf graumarmoriertem Vinyl, und selbstverständlich ohne Download-Code und Bilderschnickschnack. Wie das wohl live kommt?