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BAD BOY BUBBY

Rolf De Heers bisherige Filmographie weist nicht allzu viel auf, was mich interessieren würde; BAD BOY BUBBY noch am ehesten, aber auch der hat bei einer erneuten Sichtung viel von seinem damaligen Reiz und seiner kontroversen Qualität verloren.

Heer, der bereits mit acht Jahren nach Australien zog, hat hier eine schwarze Komödie mit dramatischen Untertönen und „Kaspar Hauser“-Thematik gedreht. Denn Heers Hauptfigur Bubby wird in totaler Isolation in einer verwahrlosten Bruchbude von seiner Mutter aufgezogen.

Eine widerliche Fettel und religiöse Fanatikerin, die Sex mit dem 35-Jährigen hat und ihn mit Lügengeschichten davon abhält, die Wohnung zu verlassen. Diese abartige Idylle wird allerdings zerstört, als Bubbys Vater wieder auftaucht, ein versoffener Priester, der ihn als Bettgenossen für die Mutter ersetzt, aber nicht damit rechnet, dass der Sohn das gar nicht gut findet.

Nachdem Bubby die beiden gut in Frischhaltefolie verpackt hat, macht er sich auf, selbst die Welt zu erkunden, dabei Frauen mit dicken Möpsen an selbige zu fassen – eine grotesk übersteigerte sexuelle Fixierung auf die mütterliche Brust –, aufgeschnappte Satzfetzen wiederzugeben und neue Freunde zu finden, um schließlich so eine Art Rockstar zu werden.

Bubby erweist sich dabei als eine Art sozialer Schwamm, der die Erfahrungen anderer Menschen aufsaugt und nach dem Try & Error-Prinzip die Spielregeln gesellschaftlichen Miteinanders erlernt.

Eine Mischung aus höchst amüsanten wie peinlichen Momenten, bei denen es Heer weniger um seinen bizarren, naiv-unschuldigen Idioten geht (von Nicholas Hope mit beeindruckend enervierender Intensität dargestellt), sondern um eine etwas andere Sicht auf unsere Lebensrealität.

In gewisser Weise erinnert das an Hal Ashbys großartigen BEING THERE mit Peter Sellers, der darin einen Gärtner spielt, dessen Sozialisation abgetrennt von der Außenwelt durch das Fernsehen ablief.

Heer ist allerdings mehr an den dunkleren Seiten des Lebens interessiert und würzt sein Werk mit Geschmacklosigkeiten und Tabubrüchen, was unter dem Strich ein sehr zwiespältiges Filmerlebnis ergibt.

Für manche mag das Kult sein, für andere schrecklicher Mist, Bestand hat nach wie vor die verstörende Eingangssequenz, und man bedauert fast, dass BAD BOY BUBBY nicht nur ein Kurzfilm geworden ist.

Denn sobald Bubby in die Außenwelt entlassen wird, bekommt der Film den Charakter einer um Subversion bemühten Nummernrevue, die oftmals nicht über das Niveau einer Farce hinauskommt. BAD BOY BUBBY bleibt so auf jeden Fall ein sehenswertes, wenn auch nicht gänzlich gelungenes Kuriosum, das von Bildstörung vorbildhaft für DVD aufbereitet wurde.

An Bild und Ton gibt es nichts auszusetzen (selbst die damalige deutsche Synchro ist überraschend gut), als Extras gibt es einen Audiokommentar sowie Interviews mit Regisseur und Hauptdarsteller, eine alternative Version des Filmanfangs und den Kurzfilm CONFESSOR CARESSOR, ebenfalls mit Nicholas Hope in der Hauptrolle.