YEAR OF NO LIGHT

Ausserwelt

Eine gefühlte Ewigkeit ist seit dem atemberaubendem Erstling „Nord“ vergangen und die ins Land gezogenen Jahre haben ihre Spuren bei YEAR OF NO LIGHT hinterlassen. So wurde etwa der bisherige Sänger wegen anhaltender Kontraproduktivität von seinen Aufgaben entbunden.

Nach Ersatz wurde gar nicht erst gesucht; die Band aus Aquitanien verzichtet auf dem neuen Werk komplett auf Gesangsbeiträge. Dennoch ist eine Frischblutzufuhr erfolgt: Das Ensemble wurde nämlich um einen zweiten Schlagzeuger sowie einen dritten Gitarristen aufgestockt.

Die personellen Veränderungen haben gemeinsam mit einem musikalischen Reifungsprozess auch zu hörbaren Veränderungen geführt. Die auf dem Debüt noch überdeutlichen Anteile von Düster-Hardcore der Marke URANUS sind nur mehr als weit entfernte Einflüsse zu vernehmen.

Vorbei sind die Zeiten der ungebremsten Äußerung von Wut und Verzweiflung. Die spröde Unmittelbarkeit früherer Tage ist einer distanziert-reflektierten Erhabenheit gewichen. YONL klingen jetzt breiter und filigraner als je zuvor, haben deutlich an Tiefgang hinzu gewonnen.

„Ausserwelt“ beginnt mit einem Leuchten, setzt sich auf dunkleren Pfaden fort und endet in völliger Schwärze. Diese Leitfaden-Wirkung ist durchaus beabsichtigt und sowohl Teil, als auch Ergebnis des motivisch angehauchten Arbeitsansatzes der Band.

Namensgebung und Klangmaterial beziehen sich auf das abstrakte Konzept einer Zwischenwelt, welche Anteile von Realität, aber auch Bruchstücke von Unbekanntem, Unsichtbarem enthält. Das Album ist nun wie eine Reise in diese Welt konzipiert; eine Reise, die in erster Linie eine introspektive ist.

Mit dieser programmatischen Aufladung des musikalischen Materials mit mythologischen, theologischen und philosophischen Zusammenhängen rücken die Franzosen das Album in die Nähe der Sinfonischen Dichtung.

Die musikalische Umsetzung dessen realisiert das psychedelische Orchester mit klar erkennbaren Metal-Einfluss auf ebenso konventionelle wie raffinierte Art und Weise. YONL nehmen sich Zeit für Entwicklung und Durchführung des musikalischen Materials, geben ihm Luft zu seiner Entfaltung.

Auf einem kraftvollen Fundament von ruhelosem, aber klar definierendem Schlagzeugspiel weben drei Gitarren ein dichtes Netz aus Melodie, Fläche, Feedback und brutal kraftvollen Akkorden, in welches bisweilen zudem auch noch Synthie-Sounds eingeflochten werden.

Die so in minutenlangen Spannungsbögen ausgeführte Klangschichtung erzeugt eine enorme Detaildichte, die nie überladen wirkt, sondern vollständig Sinn macht und gleichwohl die Aufmerksamkeit des Zuhörers fordert und fördert.

In einer Zusammenführung von Shoegaze, Doom, Sludge und Death Metal kreieren YONL auf „Ausserwelt“ eine subtile und vielschichtige Musik, die viel Licht und viel Düsterkeit passig zusammen bringt und damit das Abstraktum „Zwischenwelt“ adäquat darzustellen vermag.