Kann sich noch jemand an die YETI GIRLS erinnern? Jene Band, die in den Neunziger Jahren vom verhältnismäßig beschaulichen Monheim am Rhein aus, zwischen Köln und Düsseldorf gelegen, mit Pop-Punk sogar einen Majordeal ergattern konnte? Vorübergehend zumindest, denn der Deal war nach einer Platte hinfällig.
Die YETI GIRLS gibt es schon lange nicht mehr und Monheim am Rhein ist heutzutage eher für seinen jungen Bürgermeister und eine als stärkste Fraktion im Stadtrat sitzende Jugendpartei bekannt denn für Punk.
Auch Yessica Yeti, die eigentlich Christian Rulfs heißt und bei den YETI GIRLS die Gitarre spielte, ist längst fort, lebt in Berlin und verdingt sich dort im Musik-, Schreib- und Werbegeschäft.
Sie/er hat jetzt ein Buch herausgebracht, das sich um einen Mann dreht, der im höheren Alter zum ersten Mal Vater wird. Und Leute, die jetzt aufstöhnen und aufhören wollen mit dem Lesen, sollten lieber weiterlesen.
Mehr noch: Sie sollten „Aus dem Bauch heraus“ lesen. Denn diese Autobiografie – oder „Autobabygrafie“, wie Yessica Yeti es ausdrückt – ist verdammt gut geschrieben: launig, humorvoll, charmant, durchgedreht, chaotisch und so, dass man sich, sofern man selber Kinder hat, sehr, sehr oft wiederentdeckt.
Man merkt dem Autor seine Zeit als Kolumnenschreiber beim Berliner Stadt- und Musikmagazin Uncle Sally’s an. Dieses Buch hat neben Babies aber auch den Punk und die Musik im Subtext. Immer wieder nämlich kommt „Yessicachristianrulfsyeti“ auf seine Vergangenheit zu sprechen.
Und seine Abhandlung über die PIXIES ist vielleicht einer der schönsten Texte, der je über diese Band geschrieben wurde. Sie ist zwar kein Dostojewski oder Goethe, die Yessica, aber sie kann gerne noch einmal Vater werden.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #116 Oktober/November 2014 und Frank Weiffen