ASTERIOS POLYP

David Mazzucchelli

Wie so viele andere Zeichner auch begann David Mazzucchelli seine Karriere als Comiczeichner im Superhelden-Bereich für die marktbeherrschenden Verlage DC und Marvel. Dabei stach vor allem seine Zusammenarbeit mit Frank Miller in den Achtzigern hervor, mit dem er zusammen an „Daredevil: Born Again“ und „Batman: Year One“ arbeitete und bereits dort seinen irgendwie expressionistischen Stil entwickeln konnte.

Liebhaber von eher künstlerisch angehauchten Comics wussten dann wohl eher seine Adaptation von Paul Austers „City of Glass“ von 1994 zu schätzen (zusammen mit Paul Karasik). 2009 erschien dann Mazzucchellis jetzt auch auf deutsch aufgelegte Graphic Novel „Asterios Polyp“, in dem es um einen New Yorker Professor und Architekten geht, der, nachdem sein Apartment nach einem Blitzeinschlag abgebrannt war, einen Greyhound Bus besteigt und schließlich in einer Stadt namens Apogee landet, wo er einen Job als Automechaniker annimmt.

„Asterios Polyp“, so auch der Name der Hauptfigur, ist eine Art Selbstfindungstrip, bei dem Mazzucchelli zwischen den Zeitebenen hin und her springt, um dem Leser die Biografie seiner Figur nahe zu bringen, neben Bildfolgen, die vor allem symbolischen Charakter besitzen.

Ein sehr intellektuelles wie philosophisches Lesevergnügen, bei dem Mazzucchelli auf stilistisch ungewöhnliche Art die Visualisierung des extrem akademisch geprägten Weltbilds seines zynischen, emotionslosen und regelrecht amoralischen Helden in anspruchsvolle Grafiken verpackt, die über einen konventionellen Comic weit hinausgehen.

Diese kunstvoll umgesetzte emotionale Menschwerdung eines Intellektuellen bewegt sich dabei auf jeden Fall in Regionen eines echten Meisterwerks, auch wenn „Asterios Polyp“ nicht immer ganz einfache Kost ist.