UV PØP

Anyone For Me / Bendy Baby Man

Eigentlich war ULTRA VIOLENT PØP – oder eben UV PØP – aus Sheffield zu Beginn lediglich die Ein-Mann-Band von John Kevin White, konnte aber musikalisch weit mehr suggerieren. Das Projekt – eine Gitarre, Saxophon, Revox-Bandmaschinen und ein hagerer junger Mann mit einer irgendwie zu großen Sonnenbrille – existierte von 1982 bis 1997.

Auf dieser Werkschau finden sich nun die EP „Anyone For Me“ (1985) und das Album „Bendy Baby Man“ (1986). Und das sind fast alles filigrane New-Wave-Pop-Electronic-Perlen, wie man sie heute kaum noch findet.

Ein wirkliches Highlight ist „Serious“ mit einem Saxophon-Sound (allerdings nur auf der 12“ und nicht auf der hier vertretenen akustischen Version), der so nahe an THE PSYCHEDELIC FURS oder TUXEDOMOON dran ist, dass man fast etwas melancholisch werden kann.

„Serious“ oder „Anyone for me“, mit einer Bassline, die stark an die 1000 MEXICANS erinnert, stehen für schräge und tiefsinnige Songschreiberqualitäten mit Witz, Ironie und einem Schuss Bitterkeit: gemacht für die ewige Repeat-Schleife.

Andererseits könnte ein Song wie „No songs tomorrow“ (als erste Single 1982 von CABARET VOLTAIRE produziert) oder „China beat“ eine Minimal-Wave-Vorlage für den New Yorker MARTIAL CANTEREL gewesen sein.

Obwohl immer schräger Insidertip, erfuhr das Projekt 2008 eine späte Würdigung durch Anne Clark, als sie „Psalm“ von UV PØP coverte. Und das macht Sinn, denn John Kevin White, der stimmlich oft nahe am frühen David Bowie zu dessen „Space oddity“-Zeiten war, spielte auf David Harrows Album „The Succession“ (1983) mit.

Eben jener David Harrow, der im Alleingang die Musik zu „Sleeper in metropolis“ und „Our darkness“ schrieb, während Anne Clark lediglich die Lyrics beisteuerte. Das deutsche Minimal-Electronic-Label Genetic Music hat hier ohne Frage einen Schatz gehoben.

Und UV PØP ist seit Kurzem wieder aktiv, als Band mit fünf Mitgliedern, und gab im April bei einer von Pieter Schoolwerths legendären Wierd-Partys ihr New Yorker Debüt.