Was von Beginn an auffällt, ANY GIVEN DAY treiben auf ihrem vierten Longplayer sowohl die Aktivierung ihrer Hörerschaft als auch Ausarbeitung der Hart/zart-Kontraste ihrer Tracks auf die Spitze. Der Erfolg gibt dem Quintett recht, das den Titel „Limitless“ kompositorisch nachdrücklich mit Leben füllt. Auf dem Nachfolger des 2019 erschienenen Albums „Overpower“ gibt es im Grunde mehr von allem. Die Band aus Gelsenkirchen kennt überhaupt keine Berührungsängste mehr und geht in den poppigen Refrains ebenso in die Vollen wie in den groovig stampfenden Strophen, die gerne weiterhin brachial inszeniert werden. Frontmann Dennis Diehl thront über allem und räumt mit seinem variablen Stimmeinsatz genauso ab wie die Instrumentalfraktion, die ihm den Raum zum Glänzen verschafft. Abwechslungsreicher lässt sich modern-melodischer Metalcore kaum anlegen. Die bereits ausgekoppelten Singles, aber auch alle übrigen Stücke der Platte geben zudem preis, dass ANY GIVEN DAY mit einem reifen Selbstverständnis und einer frischen Lockerheit zugange sind. Diese schaffen die Grundlage dafür, dass der NRW-Fünfer so breit auftrumpft und qualitativ nochmals einen merklichen Sprung verbucht. Fans von KILLSWITCH ENGAGE, TRIVIUM oder BURY TOMORROW müssen das vierte Album der Ruhrpott-Kombo unbedingt hören. Dass „Limitless“ auch ein Stück weit Kalkül zuzusprechen ist, mag zutreffen, schmälert den Gesamteindruck und die Leistung von ANY GIVEN DAY aber nicht im Geringsten.
© by Fuze - Ausgabe #104 Februar/März 2024 und Arne Kupetz
© by Fuze - Ausgabe #104 Februar/März 2024 und Arne Kupetz
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #116 Oktober/November 2014 und Andreas Kuhlmann