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DSCHINGIS-KHAN

Antoine Ozanam, Antoine Carrion

Anhand der historischen Figur des Dschingis Khan, dem Khagan der Mongolen und Begründer des mongolischen Reichs, haben sich Antoine Ozanam und Antoine Carrion hier an eine gewaltige Neuinterpretation gewagt. Mit historischen Details sollte man es hier also nicht so genau nehmen. Viel mehr bekommt man auf 200 Seiten und unterteilt in zwei Kapitel eine Art spirituelle Reise geboten. Dabei folgt man von der Geburt an dem Protagonisten, dem Jungen Temudjin, der von einem Wolf gezeugt und einem Schamanen großgezogen wird, bis er an der Spitze der mongolischen Stämme steht und seinen Gegenspieler in der Geschichte besiegt. Die überzeugt aber vor allem, weil der Held hier auch von Zweifeln geplagt wird, mit seinem Schicksal, überhaupt mit dem Konzept des Schicksals hadert, und sich selbst so wie seine Taten infrage stellt. Dabei verliert er sich immer wieder in Zwischen- und Geisterwelten. Besonders hervorzuheben ist dabei die künstlerische Gestaltung. Schon der silbrige Einband des schwergewichtigen Buches ist ein Blickfang, auch die Darstellung der Landschaften, Geisterwesen und Charaktere begeistert. Dabei handelt es sich hier trotz einiger Actionszenen eher um die episch angelegte Charakterstudie eines zweifelnden Menschen, der mit den vorherbestimmten Pfaden seines Schicksals hadert. Einzig sein Antagonist hätte ein wenig näher beleuchtet werden können, auch wenn seine grundsätzliche und immer selbstzweckhaftere Motivation der Geschichte stets dienlich ist. Am Ende der Kapitel gibt es immer Skizzen und weiterführende Texte, die als Epilog fungieren. Insgesamt ist „Dschingis-Khan“ ein großes und beeindruckendes Werk, das seine Stärken gerade in den ruhigen Momenten auszuspielen weiß.