Anne Clark, distinguierte Dark- und New-Wave-Pionierin, ja gar Ikone der Spoken-Word-Kunst, schätzt am Lyriker Rainer Maria Rilke (den sie bereits mit Martyn Bates in Songs vertonte), dass dieser nicht mehr als zehn Worte brauchte, um jemanden irgendwohin zu transportieren.
Das ist die Magie der Kunst, wie sie es formulierte, auf die es ankommt. Mit ihren Klassikern „Sleeper in Metropolis“ und „Our darkness“ hat sie diese bis heute anhaltende Magie gut hinbekommen (da war sie 22 Jahre alt).
Anne Clark mag die Improvisation in der Musik, ihr Gerüst ist das Wort. Zehn Jahre begleitete der Filmemacher Claus Withopf Anne Clark, um dreißig Jahre Schaffen im Wechsel popmusikalischer Moden zu dokumentieren.
Er zeigt ihre Anfänge in den Nachwehen von Punk, ihre innovativen musikalischen Kompositionen, die davon profitierten. Die Dokumentation geht auf die Konflikte mit ihrer einstigen Plattenfirma ein, die dazu führten, dass sich Anne Clark aus dem Geschehen zurückzog und sich im musikalischen Exil in Norwegen neu erfand.
Musikalisch hat sie sich stets neu positioniert, von düsteren Sounds für dunkle Kellerclubs mit Stroboskopgewittern über akustische Arrangements bis hin zu Weltmusik. Ihr Sprechgesang, ihr klares und klingendes Englisch, mit dem sie ihre Poesie und ihren Weltschmerz auf die Bühne transportierte, bleibt bis heute unverwechselbar, zusammen mit einer unprätentiösen Melancholie, die sie prägte.
Claus Withopf folgt dem ungeschriebenen Gesetz, dass ein Dokumentarfilm, zumal für das Kino, sich auf die Aussagen seiner Protagonisten zu verlassen hat. Hier ist es einzig Anne Clark. Das macht es etwas schwierig, entstehende Lücken zu füllen.
2016 beendete Anne Clark im Rahmen einer Abschiedstour ihre musikalische Karriere.
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