Andreas Dorau ist im Januar dieses Jahres fünfzig geworden, weigert sich weiterhin beharrlich, erwachsen zu werden und bleibt auch mit seinem neuen Album irgendwie der ewige „Fred vom Jupiter“. Dabei war der Vorgänger „Todesmelodien“ von 2011 sogar eine recht ernsthafte Angelegenheit, zumindest thematisch – es ging um Gevatter Tod –, was Dorau mit gewohnt spitzbübischem Pennälerhumor umsetzte.
Musikalisch durfte man Dorau noch nie unterschätzen, denn hinter dem textlichen Nonsens steckten smarte musikalische Ideen auf höchstmöglichem stilistischen Niveau, die zwar immer eingängiger Pop waren, aber nur bedingt massenkompatibel.
Und so bewegt sich auch „Aus der Bibliothèque“ wieder auf dem schmalen Grat zwischen Schlager, innovativen vielschichtigen Sounds und schmerzhaft blödsinnigen Lyrics, was nicht jeder Dorau so ohne Weiteres durchgehen lassen wird, bei allem Verständnis für Postmodernismus.
„Aus der Bibliothèque“ ist auch das erste Album seit „Demokratie“ von 1988, das Dorau wieder mit richtiger Band aufgenommen hat, in Gestalt der SUPERPUNK-Nachfolgetruppe LIGA DER GEWÖHNLICHEN GENTLEMEN, was man auch deutlich hört.
„Aus der Bibliothèque“ besitzt auf jeden Fall erstaunliche Grower-Qualitäten, wenn man die „Aua! Aua!“-Momente von Doraus dadaistischer Textdichtung und den zur Schau getragenen seltsamen Hang zu Dilettantismus dieses deutschen „Grandmaster of Pop“ erst mal verdaut hat.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #106 Februar/März 2013 und Thomas Kerpen
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