ANDREAS DORAU

Ärger mit der Unsterblichkeit

Kürzlich waren bei Bureau B die ersten beiden Andreas Dorau-Alben „Blumen und Narzissen“ (1981) und „Die Doraus & die Marinas geben offenherzige Antworten auf brennende Fragen“ (1983) neu aufgelegt worden, inzwischen sind auch die beiden Nachfolger „Demokratie“ (1988) und „Ärger mit der Unsterblichkeit“ (1992) wieder erhältlich.

Wer nach wie vor Dorau auf „Fred vom Jupiter“ und den leicht dümmlichen Pennäler-Humor der NDW reduziert, wird auch hier von der musikalischen Stilvielfalt des Pfarrerssohns überrascht sein, zumal einige der Arrangements auf „Demokratie“ aus der Feder des britischen Filmkomponisten Michael Nyman stammen.

So richtig „serious“ ist natürlich auch dieses Album nicht, das macht schon der amüsante Titeltrack und das dazu gehörige Video deutlich, bei dem Dorau Willy Brandt- und Helmut Schmidt-Sprachfetzen in einem Nonsens-Text über die bundesrepublikanische politische Befindlichkeit verarbeitete.

Neben dem barocken Touch seiner etwas naiv anmutenden Songs fallen auch gewisse Offbeat-Tendenzen auf, als ob die düsteren Klänge des MADNESS-Albums „The Rise & Fall“ hier ihre Spuren hinterlassen hätten.

Vier Jahre später entstand dann „Ärger mit der Unsterblichkeit“, produziert von Tommi Eckart (2RAUMWOHNUNG), mit dem Dorau auch bei den beiden folgenden Platten zusammenarbeitete. Dorau wirkt hier deutlich glatter und „moderner“, gepflegte Northern-Soul-Klänge und zeitgemäßere Club-Sounds prägen das Bild, immer wieder torpediert durch textliche Kalauer und den Schulbuben-Charme des Frontmanns.

Rückblickend betrachtet war die deutsche Popmusik der Achtziger und Neunziger offenbar doch nicht ganz so scheiße und visionärer als angenommen, zumindest im Fall von Doraus gelungenem Frühwerk.