„Meine Rolle bei DEPECHE MODE ist die eines Staatsmannes“ gab Martin Gore in einem Interview mit Autor Dennis Plank, im Hauptberuf Chefredakteur von Visions, nach seinem Auftritt bei der Echo-Verleihung 2009 bekannt.
„Ich begreife diese Band im Grunde als ein Land, dessen Politik mir obliegt.“ Eine nicht gerade unprätentiöse Selbsteinschätzung, die aber die beiden Autoren teilen, wenn sie sich beispielsweise im Kapitel „Leder lebt“ zu der etwas grotesken Formulierung hinreißen lassen „Für einen solchen Rollentausch fehlt Gore wohl ohnehin der Einblick in die Lebenssituationen seines Sängers“.
Wenn also der selbstdefinierte Staatsmann, der ohne Zweifel der musikalische (aber oft gesichtslose) Genius hinter DEPECHE MODE ist, wenig Einsicht in das expressive und Bandimage-bestimmende Leben „seines“ Sängers fehlt, werden zwei Dinge ganz virulent.
Zum einen ist er kein geschickter Staatsmann, zum anderen verstecken sich die interessanten Passagen des Buches in den Bereichen, in dem es eben um den „Rock’n’Roll Life Style“ von Dave Gahan geht. Kapitelüberschriften wie „Insel in stürmischer See“ (vier Seiten, auf denen an der Oberfläche von Mute Records und Daniel Miller gekratzt wird) und „Arm und sexy“, „Der unsichtbare Popstar“ oder „Musik for the Arbeiterklasse“ (DEPECHE MODE geben ein Konzert in Ost-Berlin) legen klar die Sprache der Fans offen, die mitunter sehr in den Duktus einer Art Rosamunde Pilcher des Electro Pops umschlägt.
Ein Buch für Fans, die es auf den DM-Partys sehr ernst meinen und eben „Devotees“ sind.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #94 Februar/März 2011 und Markus Kolodziej