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AMOK - HE WAS A QUIET MAN

Klare Sache, Christian Slater ist schon länger in der B-Liga des Hollywood-Betriebes angekommen. Seine darstellerischen Qualitäten besitzt er zwar immer noch, aber eine große Erwartungshaltung darf man an Filme mit ihm nicht mehr haben.

In Frank A. Cappellos HE WAS A QUIET MAN (vorher hatte der Mann Action-Gülle wie AMERICAN YAKUZA und NO WAY BACK gedreht) spielt Slater den frustrierten Büroangestellten Bob Maconel („I ...

am not ... a spoon“), der eines Tages die ständigen Demütigungen nicht mehr ertragen kann und zur Waffe greift – Gewaltphantasien hatte er zuvor schon reichlich. Dummerweise war ein Kollege schneller und Maconel wird zum Held wider Willen, als er diesen erschießt, weil er eine von ihm vergötterte Büroangestellte (die bezaubernde Elisha Cuthbert) retten will.

Die ist allerdings nicht besonders erfreut über seine Heldentat, da sie anschließend querschnittsgelähmt im Rollstuhl sitzt, wodurch sich in Folge eine reichlich bizarre Beziehung zwischen den beiden entwickelt.

Auch wenn hier deutliche Parallelen zu TAXI DRIVER oder FALLING DOWN vorhanden sind, bemüht sich Cappello um eine originellere Umsetzung seiner Amokläufer-Geschichte, nur leider weiß er mit seiner recht interessanten Grundprämisse im weiteren Verlauf des Films nicht mehr allzu viel anzufangen.

Aus der Satire wird in Folge ein seltsames Drama, in dem Maconel immer paranoider und irrer wird, was allerdings in psychologischer Hinsicht oft jeglicher Glaubhaftigkeit entbehrt. Cappellos Hang zu extremen Kameraeinstellungen mag dabei Maconels Abdriften in den Wahnsinn visuell ganz gut unterstützen, aber durch diese starke Überzeichnung wirkt der Film nicht unbedingt logischer oder realistischer.

Zumindest macht Slater seine Sache gut, ebenso wie Cuthbert und der eigentlich immer sehenswerte William H. Macy als unsympathischer Boss von Maconel. Mangelnde Konsequenz bei der Umsetzung führt hier zur berühmten unausgegorenen Mischung und Richtungslosigkeit, was auch für das abrupte, nicht viel Sinn ergebende Ende zutrifft.

Interessanterweise befinden sich auf der DVD auch noch zwei alternative Enden (neben einigen ganz interessanten zusätzlichen Szenen), die wesentlich logischer und stimmiger sind und den surrealen Unterton von HE WAS A QUIET MAN deutlicher machen – keine Ahnung, welcher Trottel diesbezüglich zuletzt das Sagen hatte.

Ein durchaus unkonventioneller Film mit sehenswerten Momenten, aber nichts für Leute, die einen straighten Action-Thriller erwarten. Zumal sich die deutsche DVD auch noch einen irreführenden verkaufsträchtigeren Titelzusatz erlaubt hat, der natürlich ziemlich tagesaktuell ist.