AMERICAN MUSIC CLUB

Love Songs for Patriots CD

Der AMERICAN MUSIC CLUB schloss seine Pforten 1994 und war seinerzeit ein immer leicht verkanntes Teilchen im Americana-Kosmos, vielleicht nicht gnadenlos unterschätzt, aber auch nie der kommerzielle Megaseller.

Sänger und Songwriter Mark Eitzel machte danach solo weiter, kein wirklich schlechter Ersatz für seine alte Band, aber dennoch beehren uns AMERICAN MUSIC CLUB zehn Jahre später doch noch mal wieder, quasi in Originalbesetzung, nur auf den Pedal-Steel-Mann muss man verzichten.

Was man als beste Platte von AMC ansieht, ist sicherlich Geschmackssache, wie auch die Band an sich nicht jedermanns Sache sein wird, vor allem wegen Eitzels eindringlichem, von mir aus auch pathetischem Gesang, der den sowieso schon schwer angespannten folkigen Rock seiner Band noch eine Spur dramatischer machte, Insofern sind AMC auch immer ein gutes Beispiel dafür gewesen, wie viel ein charismatischer Frontmann doch wert sein kann.

Zu Beginn hätte man noch einen "Für Fans von R.E.M."-Sticker auf die Platten pappen können, aber AMC waren eben doch nie die nett poppige Folkrock-Band zum gern haben, sondern auch eine Band mit sehr disharmonischer Note und Tendenz zum Chaos.

Das hört man auch deutlich auf "Love Songs for Patriots", wo zwischen konventionellen Rockstrukturen und ruhigen, harmonischen Passagen auch purer Noise zu finden ist. Wenn Bands nach so vielen Jahren eine neue Platte aufnehmen, handelt es sich wie im Fall von MISSION OF BURMA entweder um ein Meisterwerk oder man kommt zu der nüchternen Einsicht, das früher doch irgendwie alles besser klang.

Bei AMC kann man vielleicht nicht von einem Meisterwerk reden, aber von einer Platte, die die Qualitäten dieser Band gut auf den Punkt bringt, und die befreit vom Druck irgendwelcher Plattenverträge den Anschein vermittelt, als ob man einfach da weitergemacht hätte, wo man 1994 aufgehört hat.

"Love Songs For Patriots" klingt genauso gut oder schlecht wie andere AMC- oder Mark Eitzel-Platten, macht aber einen sehr konzentrierten Eindruck, und ist deshalb auch ein Album, das man ohne das Wissen um die Vergangenheit der Band mögen kann.

Textlich hat sich Eitzel diesmal nicht nehmen lassen, auf seine eigenwillige, ironische Art ein politisches Statement mit einzubauen, quasi als Sahnehäubchen auf einem musikalisch rundum hervorragenden Album mit 13 neuen AMC-Songs, darunter mit "Another morning" einer dieser unwiderstehlichen Ohrwurmsongs, zu denen diese Band schon immer fähig war.

(09/10)