Die MÜNCHENER FREIHEIT spielt deutschsprachigen Emocore. TOBIAS BIEDERT ist eine Gitarrenpopband, die keine Angst vor der pathetischen Geste hat. Chefdenker Biedert ist ohne Zweifel ein Mann vom Fach; er weiß, wie man einen Song auf Radiotauglichkeit trimmt.
"Drei Minuten dreißig" heißt die wichtigste Vorgabe. Und wenn die Gitarre einmal losrocken darf, folgt der Schlagerrefrain auf dem Fuße. Hieß das Demo (2003) noch "Superrockpunkpowerpop", so ist auf diesem Album weder "Punk" noch "Rock", geschweige denn ein "Super" zu finden.
Ein bisschen Power darf der Pop trotzdem noch haben, denn wozu hat Biedert sonst so lange Gitarrenunterricht gehabt? Seine Melodien haben den Großstadt-Indieclub im Visier, flirten aber gleichzeitig mit den bierselig-verträumten Blicken leicht übergewichtiger, pickeliger Mädchen vor der Partyzeltbühne auf der Landjugendfete.
Einige der überwiegend harmlosen Songs erinnern mich an die mittlerweile verstorbenen SORGENBRECHER aus Hamburg. In einem der wenigen schnelleren Stücke wie "Was ist bloß passiert" schimmern doch noch einmal Punk-Wurzeln und Sozialkritik durch.
Kein Wunder, wenn auch SELIG ("Der nächste Morgen") und Farin Urlaub ("2 Dinge") zu den großen Vorbildern gehören. "Alle Zeichen steh'n auf Sieg" ist ein Album, das sich in seinem Verlauf zwar deutlich steigert, aber unter den Ox-Lesern vermutlich nur wenige Freunde finden wird.
Besser als "BILD-Schlager Vol. 3" ist es aber. (42:46) (05/10)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #65 April/Mai 2006 und Arne Koepke