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WE CAN BE THE NEW WIND

Alexandros Anesiadis

Es lag nahe, mich damit zu beauftragen, ein Review zu schreiben über ein dickes Buch mit dem programmatisch anmutenden Titel „We Can Be The New Wind“. Noch heute kann man im offiziellen Ox-Rückblick zur dritten Ausgabe dieses Fanzines lesen: „Michael Dandl polemisiert gegen die ‚Staring Into The Sun‘-LP von UNIFORM CHOICE.“ Ich würde solch einen „Verriss“ heute nicht mehr so schreiben, aber seither gelte ich wohl als „Spezialist“ für den „Neuen Wind“ im Hardcore-Punk der Achtziger. Bereits im Titel des Konvoluts wird deutlich: Aus dem Konjunktiv II „Wir könnten“ von 7 SECONDS, die wie keine andere Band „neuen Wind“ hineinbringen wollte in die „hardcore punk scene“ (Anesiadis), ist der Präsens „Wir können“ geworden. Im genre- und milieukonstitutive Startschussfunktion einnehmenden Song „New wind“ finden wir aber auch die „verstörende“ Textline „Ich bin kein ‚Punker‘, nur ein menschliches Wesen“ [Punker in Anführungszeichen gesetzt!]. Jedenfalls kommen dann ausführliche Interviews mit mehr als 160 Bands, die mit unzähligen Scans aus ihrer aktiven Zeit „verschönert“ wurden. Plus Poster, Aufkleber und Lesezeichen. Das allein macht diesen Wälzer zu einem Juwel. Mehr noch als die Suche nach der Antwort auf die Frage, ob der „pop influenced independent rock“ dem Punk beziehungsweise Hardcore schon immer „inhärent“ war oder ob die Combos der Achtziger von sich aus in diese Richtung gecrossovert haben, um eine „Kunstgattung“ – hier: Punkmusik – positiv aufzufrischen, sie also nicht länger Ausdruck von „Zerstörung“ organisierter Schallereignisse sein lassen zu wollen. Denn viele der interviewten Bands gehören noch heute zu meinen favorites; ob sie nun wirklich „new wind“ waren/sind oder nicht. Tolles Buch!