Kennt ihr die Überforderung, die darin besteht, etwas nicht genau benennen oder bezeichnen zu können? Im Falle von AKERSBORG liegt das keineswegs daran, dass den Hörer:innen wenig an die Hand gegeben wird. Es ist komplett andersherum. Der Hörwahnsinn gemixter Hardcore-Metal-Pop-Anleihen macht es schwer, in dieses brachiale Überforderungsangebot einzusteigen. Die fünfköpfige Band aus Oslo beschreibt sich selbst mit „Avant-Garde Hardcore“ und das trifft den Sound ihres Debütalbums recht gut. Ich komme mir vor, als ob ich mit einem Kioskgetränk auf dem Bürgersteig vor einer hell erleuchteten Galerieeröffnung stehe. Gebannt von hellen Lichtern, den nebulösen Gebilden, die bekannte Höreindrücke (REFUSED fallen mir direkt ein) mit neuen Soundcollagen und abstrakten Übergängen verbinden, trete ich ein. Ich lasse mich auf diverse Gesangseinlagen und längere Spoken-Word-Passagen ein. AKERSBORG sind gebannt vom energischen Weiterschreiten, von Takt zu Takt, von Idee zu Idee. Mir kommt das zuweilen zu verschachtelt und gewollt vor, an anderer Stelle schön eingängig. Während die Band zwischen Genres hin und her wandert, ziehe ich nach dem imaginären Galeriebesuch weiter. Keine neue Liebe gewonnen, aber um die Erfahrung einer verspielten, feingliedrigen Machart von Hardcore reicher.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #173 April/Mai 2024 und David Gabriel