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AFTERIMAGE

Faces To Hide

Bruce Licher ist der Mann hinter SAVAGE REPUBLIC und Independent Project Records. Seit seinen frühesten musikalischen Aktivitäten Anfang der 1980er in Los Angeles ist er dem – siehe den Namen seines Labels – DIY-Strukturen und -Ideen treu geblieben. Independent Project Records ist heute in Bishop im kalifornischen Hinterland ansässig und legendär für die Aufmachung und Ausstattung seiner Releaseses. Unabhängig vom Format wird hier auf Handgemachtes Wert gelegt, auf Cover im Sonderformat, auf Drucksachen aus eigener Herstellung: man verfügt über analoge Druckmaschinen. Entsprechend viel Mühe gegeben hat man sich also auch bei der Katalogaufbereitung von AFTERIMAGE, die in den frühen 1980ern in Los Angeles Zeitgenossen von SAVAGE REPUBLIC waren und wie diese aufmerksam verfolgten, was seit Ende der 1970er in UK musikalisch passierte, wo aus der Post-Punk-Szene quasi wöchentlich neue Ideen hochkochten und im Süden Kaliforniens von ein paar wenigen Musiker:innen aufgesaugt wurden. Weil die Presse auch damals schon mit Verkürzung und Zuspitzung arbeitete, hatten AFTERIMAGE ihre Einordnung mit „L.A.’s JOY DIVISION“ (so die Los Angeles Times) schnell weg – und es verfolgt sie bis heute, bis in dieses Heft ... Die Besetzung der schon 1982 wieder aufgelösten Band bestand aus Daniel Voznick aka Alec Tension (voc, sax, gt), Barry Craig aka A Produce (gt, key), Rich Evac (bs) und Holland DeNuzzio (dr). Mag sein, dass auch JOY DIVISION seinerzeit zur Inspiration beitrugen, offensichtlicher ist der Einfluss von sperrigeren Bands wie PiL, THE FALL, GANG OF FOUR, MAGAZINE etc., womit AFTERIMAGE auch in der bald aufblühenden Deathrock-Szene von L.A. mit Bands wie 45 GRAVE oder CHRISTIAN DEATH eher Außenseiterstatus hatten. Zentraler Aufhänger des 22 Songs umfassenden Rerelease-Projekts sind die Songs der 1981 auf Contagion Records erschienenen 7“ „Strange Confession/The Long Walk“ sowie der „Fade In“-12“, und sie wurden ergänzt um diverse Live-Aufnahmen aus jener Zeit. Richie Unterberger schrieb die ausführlichen Linernotes für das mit diversen Fotos angereicherte Booklet, und es mag sein, dass andere Bands einen bleibenderen Eindruck in der Post-Punk-Geschichte hinterlassen haben, dennoch ist der Ansatz dieser liebevollen Aufbereitung eines musikalischen Vermächtnisses richtig und wichtig – und vorbildlich umgesetzt.