Beim Hören von LILI muss ich unweigerlich an DIE KILLERPILZE oder an das One-Flop-Wonder SENTA SOFIA denken. Der Unterschied bei den drei Damen und dem Herren von LILI besteht jedoch darin, dass sie das Durchschnittsalter von 16 Jahren inzwischen relativ weit hinter sich gelassen haben dürften.
Trotzdem scheut man sich nicht davor, Texte mit der Weitsicht auf dem Niveau einer 13-Jährigen zu schreiben. Gut gelaunte Zeitgenossen mögen darüber schmunzeln können. Mit vermeintlicher Selbstironie ließe sich im Fall von LILI dennoch nichts mehr entschuldigen.
LILI sind bestimmt ganz große Fans von DIE ÄRZTE. Nachvollziehbarerweise. Doch leider begehen sie einen Fehler bei dem Versuch, genau so witzig sein wollen. Ein zweifelhaftes Unterfangen, wenn das nötige Maß an Esprit dafür nicht ausreicht.
Die Musik selbst ist fluffig, eingängig bis penetrant und dazu entsprechend professionell glatt gebügelt und überproduziert. Davon erleidet sicherlich niemand einen Schaden, zumindest solange nicht, bis man sich selbst plötzlich beim Mitträllern erwischt.
Zugegeben, diese Gefahr besteht in der Tat. Das Gefühl der Fremdscham und peinlichen Betroffenheit lässt sich dabei allerdings nur schwer ignorieren. Vorgetragen in japanischer Sprache würden die Songs sicherlich weniger wehtun.
Doch aufgrund der klar verständlichen deutschen Texte, bleibt man dem Klatsch-und-Tratsch-Boulevard-Magazin-Mädchen-Humor erbarmungslos ausgeliefert. Schlager-Pop-Rock-Musik, die ein bisschen mit Punk kokettiert, um sich somit vor den Stino-Freunden in der Clique einen gewissen Ausgeflipptheitsbonus zu bewahren.
Auf Junggesellinnenabschiedspartys sorgen LILI garantiert für ganz große Stimmung. Im Kinderkanal könnten sie ebenfalls Anklang finden. Musik für die ganze Familie. Matthias Reim finde ich trotzdem schon fast irgendwie cooler.
Nehmt es mir nicht übel. Privat sind LILI bestimmt nette Menschen, doch Rezensenten wie ich in diesem Fall nun mal leider Arschlöcher. (3)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #78 Juni/Juli 2008 und Alex Gräbeldinger