Ein vermeintliches Urlaubsparadies. Palmen, Sonne und weißer Sand, wie von Hand gesiebt. Von arglosen Mitteleuropäern mitgebracht und bei deren Verlassen des Badeareals vergessen worden. Da liegt er also, vollgefressen und nicht mehr in der Lage zu rennen, zu bellen, geschweige denn die Zähne zu fletschen.
Und dann? Dann kommt der Tsunami, swooosch... Und dann ist er weg, Zack! Der HUND AM STRAND - versenkt! Wer denkt sich denn so einen Namen aus? Also wirklich! Der Info-Wisch bietet mir als Vergleich einen Mix aus zwei der höchsten Hausnummern in der Indie-Straße an, den ich jedoch hier nicht anführen möchte.
Da ist natürlich etwas Wahres dran, aber dass eine Rock'n'Roll-Band zwangsläufig un peut Chuck Berry im Gitarrenkoffer rumschleppt liegt ebenso auf der Hand, wie die Tatsache, dass auch des deutschen liebstes KFZ, namentlich der Golf, noch heute im Grunde die Motorkutsche Gottlieb Daimlers covert.
Glaubt mir, wenn ich euch sage, wir hören vom HUND AM STRAND aus Berlin sehr entspannten Indierock mit deutschen Texten, die mir zumeist zu gefallen wissen. Viel Leben und Liebe und auch Verschrobenes, wie sie eben so sind, die Indies...
Wenig auf Reim bedacht, und, oder besser vielleicht deswegen nicht peinlich oder flach. Dabei jederzeit sehr von der extravaganten Stimme Fabian Schwingers zehrend, die dem ganzen schon eine große Eigenständigkeit beschert, ohne jedoch den Verlust der Eingängigkeit zu bedeuten.
Sehr schöne Melodien, die man sofort mit Worten wie "pur" und "echt" assoziieren möchte. Nicht zu verwechseln mit den beiden gleichnamigen Bands, die beides jeweils niemals waren. Diese Assoziationen, mit denen ich die raue Schlichtheit der Songs meine, wird noch zusätzlich unterstützt durch das rudimentäre, disziplinierte Schlagzeug.
Minimalismus mit Maximaler Melodieleistung... Immer ein bißchen schräg, dank der Stimme, immer ein bisschen wild, dank der Drums, immer groovend, dank des dezenten und dadurch sehr mannschaftsdienlichen Bassspiels, aber vor allem niemals nicht eingängig, denn der Herr Frontmann weiß, seine Stimme von oben nach unten über die einzelnen Passagen der Lieder rennen zu lassen.
Und wenn ich es nicht als Tierquälerei empfinden würde, könnte ich mich durchaus mit dieser Idee anfreunden: "Ja, genau. HUND AM STRAND!"
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #62 Oktober/November 2005 und Jörkk Mechenbier