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ABRASIVE WHEELS

1981-1984

Es gibt auch nach 35 Jahren Ox immer noch seltsame blinde Flecken. Man möchte meinen, zehntausende Reviews später müsste doch jede relevante Punkband mal auf diesen Seiten aufgetaucht sein, doch dann ... ist da diese Lücke. ABRASIVE WHEELS aus Leeds, UK gründeten sich schon 1976, da waren Shonna Rzonca (voc) und Dave Ryan (gt), die lange Zeit den Kern der Band bildeten, noch Teenie-Knirpse. Und wie das damals bei vielen Punkbands war, es vergingen viele Jahre, bis dann eine erste Platte erschien. Erst 1981 veröffentlichten sie also ihre erste 7“ „The Army Song (ABW EP)“, auf dem eigenen Label, und waren vom Erfolg überrascht. Noch war Punk in UK nicht vorbei, sie kamen gerade richtig zum zweiten Aufblühen von Punk, oft als „UK82“ bezeichnet. Im November 1982 erschien nach der „Vicious Circle-EP ihr Debütalbum „When The Punks Go Marching In!“ auf Riot City Records und kam in UK bis auf Platz 3 der Indie-Charts. Für die Band lief es ganz gut, weitere Kleinformate folgten, aber irgendwie änderte sich die musikalische Landschaft, Leute wurden älter, Punk war für viele vorbei, Goth boomte. Und ABRASIVE WHEELS nahmen 1983 für Clay Records ihr zweites Album „Black Leather Girl“ auf, das musikalisch dem entspricht, was auf ein paar Fotos jener Zeit zu erkennen ist: Statt Lederjacken bunte Hemden ... Das zweite Album war zeittypisch, fast all das Wilde, Derbe, Wütende des Debüts ist verschwunden, da sind Melodien, klare Strukturen, eine gewissen Glattheit – und ein „Jailhouse rock“-Cover. Eine US-Tour 1984 lief zwar gut, dort boomte Punk, doch zurück in UK kam das Gefühl, dass Punk hier tot ist, wie es Gitarrist Dave Ryan im Booklet in den Linernotes beschreibt. Eine Single kam noch, dann waren ABRASIVE WHEELS Geschichte. 2003 dann ein Neustart in Originalbesetzung, der aber bald scheiterte, nur Rzonca blieb übrig und betreibt bis heute eine Version der Band, mit „Skum“ kam 2009 ein spätes Album, 2014 ein Rebellion-Auftritt. Auf dieser Doppel-CD sind die Alben „When The Punks Go Marching In!“ und „Black Leather Girl“ enthalten, dazu diverse Bonus-Songs wie 7“-Tracks und im Booklet gibt es vorbildliche Linernotes – von einer Bandmitglieder-Timeline mal abgesehen. Wer wie ich die ABRASIVE WHEELS-Lücke schließen will, ist hier bestens beraten.