Lieblingsbands erkennt man daran, dass man von ihren Platten und Konzerten nicht nur spontan begeistert ist, sondern sich das Hochgefühl über längere Zeit, mehrere Releases und Konzerte hält. So ein Fall sind A PLACE TO BURY STRANGERS aus Brooklyn, NY, die nach dem titellosen Debütalbum von 2007 und „Exploding Head“ (Mute) von 2009 nun diverse EPs später auf Dead Oceans ihren dritten Longplayer veröffentlichen.
Der steht im Schatten der „Onward To The Wall“-EP von Anfang 2012, in der Tat war ich nach dem ersten Hören des Albums sogar etwas enttäuscht, und erst die Dauerbeschallung sowie das erneute Live-Erleben der Band machten mir klar, dass „Worship“ genau das verdient: Verehrung, Anbetung! Zwar sind die elf Tracks zunächst nicht so markant wie die fünf Stücke der EP, aber nach und nach gewinnen sie an Vertrautheit, „Dissolved“ etwa mit seinem markanten Melodiesprengseln ist beinahe schon Pop – bevor dann das böse „Why I can’t cry anymore“ mit martialisch wummerndem Elektro-Beat, übersteuerten Gitarren und verwaschen im Hintergrund hallendem Gesang klar macht, dass es möglich ist, SUICIDE, SISTERS OF MERCY und THE JESUS AND MARY CHAIN in einer Band zu vereinen.
Was Oliver Ackermann und seine Mitverschwörer hier geschaffen haben, ist erneut ein böses, dämonisches Etwas, das ich niemals unter dem Einfluss von bewusstseinserweiternden Drogen hören möchte – ich fürchte, dieses Album würde mir so einen Horrortrip bescheren, dass ich mich davon nie erholen würde.
Nie klangen riesige, leere Industriehallen, darin auf zehn gedrehte Verstärker und monströse Boxentürme, biestiger und lovecraft’esker als hier – kein Wunder, dass Ackermann seine florierende Firma für Gitarreneffektgeräte „Death By Audio“ getauft hat.
Ich habe das Gefühl, mit jedem Lebensjahr extremer zu werden, immer weniger Toleranz gegenüber lahmen Bands aufbringen zu können. Ich will keine Kompromisse, denn wenn NAPALM DEATH, WOLVES IN THE THRONE ROOM, ENVY oder A PLACE TO BURY STRANGERS dieses Maximum, diese 100%-Intensität erzeugen können, dann ist bewiesen, was möglich ist, dann genügen mir Bands nicht, die „auch nicht schlecht“ sind.
Ja, A PLACE TO BURY STRANGERS haben Verehrung verdient.
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