OLD TIME RELIJUN ist seit Mitte der 90er das kreative Ventil für die zahlreichen Kompositionen eines gewissen Arrington De Dionyso aus Olympia, Washington. Dabei handelt es sich um vertrackten, jazzigen Avantgarde-Rock, der in seinen besten Momenten wie eine ziemlich durchgeknallte Version von Tom Waits klingt, aber ansonsten mehr mit dem strapaziösen No Wave-Sound von Ted Miltons Band BLURT zu tun hat, vor allem hinsichtlich des Saxophon-Einsatzes, oder dem sehr freien Umgang mit dem Jazz der LOUNGE LIZARDS.
Es ist eine sehr dunkle Welt, die sich einem auf "2012" eröffnet, eine Art akustische Vorhölle, in der man von De Dionysos psychotischem, gehetztem Gehechel vorangetrieben wird - so als wäre Ian Svenonius Sänger bei PERE UBU.
Dazu kommt ein rudimentäres Stammesgetrommel, verzerrte CAPTAIN BEEFHEART-Gitarren und auch mal eine Orgel. Der deprimierende Minimalismus von OLD TIME RELIJUN besitzt aber durchaus etwas hypnotisches und anziehendes, denn ähnlich wie die COUNTRY TAESERS kann De Dionysos' vollkommen kaputt klingende, kraftvolle Verschmelzung von Delta Blues und Post-Punk eine den Raum füllende beeindruckende wie bedrohliche Atmosphäre erzeugen, die im Gegensatz zu vielen anderen bemühten Versuchen dieser Art nicht komplett ins Leere läuft.
Ganz im Gegenteil, denn "2012" mag zwar keine einfache Platte sein, ist aber trotz ihrer extremen Beschränkung eine sehr vielschichtige, dichte und intensive Kakophonie, was aber in diesem Fall als Kompliment gemeint ist.
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© by Ox-Fanzine - Ausgabe #62 Oktober/November 2005 und Thomas Kerpen