16 HORSEPOWER

Folklore CD

Es ist ja schon beinahe beängstigend, welchen, nun, Durchmarsch 16 HORSEPOWER mit ihrem letzten Album "Secret South" hinlegten, denn so ungefähr jeder vom Punkhörer bis zum verschnarchten Rolling Stone-Leser konnte sich auf diese Platte als Konsensdingens einigen.

Ein Phänomen, und ein verdientes, denn das Trio, das im Glitterhouse-Stall in gewisser Weise der Nachfolger der WALKABOUTS ist - die Ausnahmeband, die nicht so viel anders macht als die anderen Bands des Labels, aber ungleich größeres Interesse erregt -, macht eben alles richtig.

Auch bei der neuen Platte, die weniger als klassisches Rock-Album auftritt, sondern vielmehr den vom Titel suggerierten Stil interpretiert, kommen so Fans von angegrautem Country-Rock wie die düsterer Americana à la BLACK HEART PROCESSION und auch von Cave & Co.

auf ihre Kosten. Und wenn hier neben Eigenkompositionen noch diverse Interpretation sowohl osteuropäischer wie US-amerikanischer Traditionals und Songs von Hank Williams und CARTEY FAMILY aufgearbeitet werden, ist das immer ergreifend und frei von falschem Pathos umgesetzt.

Ein perfekt, stimmig und vorsichtig instrumentiertes Album, das auch diesmal wieder durch David Eugene Edwards' knarzigen, ergreifenden Gesang seine ganz eigen Note verliehen bekommt. Nein, mit Johnny Cash darf man niemand vergleichen, aber wenn 16 HORSEPOWER noch dreißig Jahre dabei bleiben...

(Schlussnotiz: Wenige Tage nach dem Schreiben dieser Rezension musste ich das Interview mit Edwards im Visions lesen - und was lese ich da? Der Mann ist überzeugter Christ! Ekelhaft sowas, und genau da hört meine Toleranz auf, bei bibelgäubigen Pfeifen.

Fazit: Schock verdauen, eventuell die CD doch wieder anhören...) (37:19) (666)