THREE CHORDS

#11

Ich mag ja ein spezieller Fall sein, weil ich ein Freund von strikter Normung und durchdachter Organisation bin, einen Hang zur Gleichschaltung habe, aber ich bezweifle, dass ich der Einzige sein soll, der sich an Halbherzigkeit, an ursprünglich zwar guten, aber mangelhaft zum Ergebnis gebrachten Ideen stört.

Gerade bei einem so von sich selbst überzeugten Heft wie dem Three Chords, das bloß alle paar Monate (oder sind es schon Jahre?) mal erscheint, wundert es, dass so wenig Respekt vor der eigenen Arbeit vorhanden ist, die Zeit dafür dürfte doch da sein.

Die Macher haben schöne Ideen (ein Special zum Thema Bootlegs, ein Bericht über die Hardcore-Szene in Aurich in den Neunzigern), -suchen sich interessante Gesprächspartner aus (CONVERGE, SNIFFING GLUE, Roots Of Compassion und ihr „Edge“-Film) und auch die zig anderen Sachen wie die „Headshots“ oder das „Mixtape Battle“ sind im Ansatz gut, eine redaktionelle (Nach-)Bearbeitung, ein „auf Linie bringen“ der einzelnen Beiträge, sei es optisch oder format-technisch, findet aber nicht statt.

Warum nicht? Warum müssen Interviews als Gesprächsprotokolle gedruckt werden, statt für eine flüssige Lesbarkeit zu sorgen? Und jetzt komme mir keiner mit „Fanzine“, „Punk“ „DIY“ oder einer sonstigen dämlichen Ausrede für Faulheit und fehlende Disziplin.

Dass „Punk“ oder hier besser: „Hardcore“, schon immer gerne als Freibrief zu einer „Ich rotze das hier jetzt einfach irgendwie hin“-Einstellung missverstanden wurde, erklärt für mich auch nicht, warum man etwas nicht so perfekt und professionell zu Ende bringen möchte, wie es einem die Fähigkeiten und Möglichkeiten erlauben.

Es ist kein Verbrechen, dazu zu lernen, sich zu verbessern, sich weiter zu entwickeln und sich dabei vor allem immer wieder selbst in Frage zu stellen. Aber das ist wahrscheinlich zu uncool, zu „sell out“.