YUM YUMS

Foto© by Julie Jean Mikkelsen

Mach dich rar und du bist ein Star!

Im April ist das neue YUM YUMS-Album „Poppin’ Up Again“ erschienen, das erst dritte in elf Jahren. Und das obwohl Frontmann Morten von Fans und Musikern im Bereich Pop-Punk oft als einer der begnadetsten Songwriter gepriesen wird. Ob es eine Taktik ist, sich rar zu machen, um populär zu sein, wollten wir von Morten wissen, der sich unmittelbar vor Beginn einer kleinen Deutschland-Tour zur Vorstellung des neuen Albums unseren Fragen stellte.

Eure beiden letzten Alben sind 2013 und 2020 erschienen, jetzt kommt der Nachfolger. In Deutschland sagt man „gut Ding will Weile haben“. Ist das ein möglicher Grund dafür, dass ihr immer recht viel Zeit für ein neues Album benötigt?

Ich habe eigentlich ständig eine ganze Menge Songs auf Halde, die wir aufnehmen und rausbringen könnten. Gerade im Moment habe ich bestimmt genug Material für zwei weitere Alben. Aber wir haben auch den Anspruch, nur die besten Stücke zu veröffentlichen. Und einige Songs müssen mit der Zeit auch noch wachsen und gedeihen.

Können die YUM YUMS-Fans hoffen, dass es nicht wieder vier Jahre bis zum nächsten Release benötigt?
Vielleicht könnten wir es hinbekommen, in zwei Jahren wieder mit einem neuen Album zurück zu sein. Aber wahrscheinlich werden wir das doch nicht schaffen, auch wenn wir uns das jetzt vornehmen sollten. Vielleicht hat es tatsächlich damit zu tun, dass gute Dinge etwas mehr Zeit benötigen. Der zeitliche Vorlauf hat auf jeden Fall keine technischen Gründe. Ich habe inzwischen das Equipment, um Songs auch zu Hause einzuspielen, wir müssen also nicht warten, bis irgendein großes Tonstudio mal wieder freie Kapazitäten hat.

In Deutschland sagt man auch, dass man sich rar machen sollte, wenn man interessant bleiben möchte.
Sagt man das hier tatsächlich? Nun, wir haben auf alle Fälle nicht vor, den Plattenmarkt mit einer Vielzahl von Releases in kürzester Zeit zu überschwemmen. Eine Pause von vier Jahren zwischen den Veröffentlichungen passt aus meiner Sicht schon noch, vielleicht sollten wir wirklich versuchen, diesen Zeitraum auf zwei bis drei Jahre zu reduzieren. Dazu muss man aber auch immer die Umstände berücksichtigen, ich sage nur Corona-Pandemie. Und auch die private Situation spielt eine Rolle. Ich war mehrere Jahre arbeitslos, inzwischen arbeite ich in meiner Heimatstadt Moss als Taxifahrer.

Kommt es bei deinem Job als Taxifahrer auch dazu, dass du als Morten von den YUM YUMS erkannt wirst?
Natürlich. Moss ist eine überschaubare Stadt, jeder kennt hier jeden. Ich habe beim Taxifahren auch regelmäßig neue Demos dabei und spiele die den Fahrgästen dann auch vor. Und ich glaube, die meisten mögen das auch. Die Reaktionen sind zumeist sehr positiv, sogar von älteren Damen, haha. Das ist mir auch wichtig und es bedeutet mir viel, was Leute über meine Songs denken.

Bei der Band gab es seit dem letzten Album auch Veränderungen.
Richtig. Unser Schlagzeuger hat die Band verlassen. Er wurde durch Martin ersetzt und das passt hervorragend. Martin hat zuletzt bei der Band EL MAPACHE gespielt. Das war schon auch im weitesten Sinne Pop-Punk, aber etwas härter als die YUM YUMS.

Unverändert ist aber, dass du weiterhin alle Songs schreibst, oder?
Nicht ganz. Auf dem neuen Album gibt es mit „Sweeter than you“ auch einen Song, der nicht aus meiner Feder stammt. Als ich die QUEERS vor zwei Jahren im Rahmen ihrer Tour in Oslo gesehen habe, kam deren Bassist Robbie auf mich zu und erzählte mir, dass er einen Song hat, den die QUEERS nicht spielen wollen. Ich habe mir den Song angehört, für gut befunden und jetzt ist er auf dem Album.

Aber die anderen YUM YUMS haben nach wie vor keine Ambitionen, Songs zu schreiben?
Das müssten wir die Jungs selbst fragen. Aber ich schreibe so viele Songs, dass sie vielleicht nicht die Notwendigkeit sehen, selbst aktiv zu werden. Früher hatten wir schon das eine oder andere Bandmitglied, das beim Songwriting involviert war. Es ist auf jeden Fall nicht mein Anspruch, dass sämtliche Songs immer von mir sein müssen.

Aus meiner Sicht, ist „Poppin’ Up Again“ ein typisches YUM YUMS-Album. Es gibt keine wirklich überraschenden Momente. Oder siehst du Unterschiede zu früheren Veröffentlichungen?
Kleine Änderungen gibt es auf dem Album schon. Es gibt mehrere unterschiedliche Einflüsse. Der Song „Candy“ ist eine Sixties-Ballade mit klaren BEACH BOYS-Einflüssen. Einige Songs, wie der Titeltrack „Poppin’ up again“, sind etwas härter als unsere regulären Bubblegum-Powerpop-Nummern. Bei anderen Liedern kann man durchaus auch den Einfluss der CARS raushören. Und „Whole lotta kissin’“ ist irgendwie schon ein Country-Song, aber mit einem Powerpop-Beat. Der Country-Einfluss macht sich auf jeden Fall im Text bemerkbar. Das ist so ein bisschen diese „You broke my heart“-Attitüde. Der Song ist auf jeden Fall einer meiner Favoriten auf dem neuen Album. Und bei „Do you like me?“ diente als Inspiration mit Sicherheit dieser Nineties-Disney-Girlie-Pop-Punk à la Avril Lavigne.

Im neuen Albumtitel habt ihr wieder das Wort „Pop“ untergebracht. Das scheint euch ja wichtig zu sein.
Ja, natürlich. Wo Pop draufsteht, ist auch Pop drin. So ist beispielsweise aus „For those about to rock“ von AC/DC bei uns „For those about to pop“ geworden. Aus meiner Sicht ist es schon cool, Punk mit Pop zu verbinden. Pop ist für mich in der Musikszene, auch im Punkrock, schon irgendwie unterschätzt.

Bands sagen immer wieder gerne, dass ihr neuestes Album ihr bestes sei. Wie schätzt du dahingehend euren neuen Release ein?
Ob das neue Album besser oder schlechter ist als die Vorgänger, diese Einschätzung maße ich mir nicht an. Man lernt mit jeder Veröffentlichung dazu. Wenn ich das neue Album jetzt höre, erkenne ich durchaus Passagen in den Songs, die ich beim nächsten Mal anders machen würde. Aber insgesamt ist „Poppin’ Up Again“ irgendwie schon ein typisches YUM YUMS-Album.

Ist Erfahrung wichtig für das Songwriting und die Produktion?
Absolut. Je mehr man mit den Songs arbeitet, desto besser wird man. Und man lernt natürlich aus früheren Fehlern. Und die heutige Technik bietet auch ganz andere Möglichkeiten.

Das neue Album erscheint als LP wieder auf Screaming Apple. Ist auch eine CD-Version geplant?
Ich denke schon, dass es das auch auf CD geben wird. Auch wenn ich vom Vorgänger noch jede Menge CDs zu Hause liegen habe. Vinyl verkauft sich bei unseren Fans auf jeden Fall besser. Eine Ausnahme stellt natürlich Japan dar. Dort haben wir auch viele Fans und aufgrund der Platzproblematik auf dem japanischen Wohnungsmarkt bevorzugen dort viele Musikfans CDs anstelle von LPs. Ich kann mir gut vorstellen, dass die CD wieder von Waterslide Records veröffentlicht wird. Und Rum Bar Records hat auch Interesse an einem Release bekundet.

Die YUM YUMS sind bekannt für ihre brillanten Liebeslieder. Ist es noch zeitgemäß, angesichts von Hass und Kriegen, Liebeslieder zu schreiben?
Ich bin bisher noch nie mit so einer Frage konfrontiert worden. Unsere Fans scheinen damit kein Problem zu haben. Ganz ehrlich, unsere Songs sind schon auch kleine, persönliche Geschichten. Vielleicht wäre diese Welt sogar besser mit mehr Liebesliedern. Was meinst du, sollte unser nächstes Projekt ein Konzeptalbum zum Thema „Krieg“ sein? Ich glaube nicht, dass das bei unseren Fans große Begeisterung auslösen würde. Nach wie vor haben wir den Anspruch, Songs zu schreiben, die auch im Radio laufen könnten und mit Spaß von den Zuhörern aufgenommen werden.

Für mich waren die YUM YUMS auch immer eine 7“-Band. Ihr habt in eurer Historie so viele grandiose Singles veröffentlicht. Deshalb freut es mich, dass in den nächsten Wochen erneut eine YUM YUMS-Single veröffentlicht wird. Auf der B-Seite gibt es mit „Failing“ auch einen exklusiven Track. Der Song erinnert mich im Refrain total an die deutsche 1970er-Jahre-Band THE TEENS. Kennst du die?
Ja, die Band hat viele großartige Songs gehabt, aber leider auch einige misslungene. Der TEENS-Song, den du hier meinst, ist bestimmt „Gimme gimme gimme gimme gimme your love“. Der ist auch mal von der Band BABY SHAKES gecovert worden, ich liebe diese Version.

Viele Pop-Punk-Bands sagen, dass du der beste Songwriter in diesem Bereich bist. Was bedeutet dir das?
Das macht mich schon ein wenig stolz. Wobei ich ganz klar sagen muss, dass ich es nicht darauf anlege, dafür abgefeiert zu werden, ich kann auch ohne diese Lobpreisungen ganz gut leben. Manchmal gelingt es mir auch einfach nur, gut zu klauen und mich von anderen guten Songwritern inspirieren zu lassen.