Jetzt fangirle ich für gewöhnlich ja nicht, aber halleluja!, ich darf nun endlich und zum ersten Mal meine großen musikalischen Vorbilder und Lieblingsband interviewen. Wir sprechen mit Marci, der einen Hälfte von WBTBWB, natürlich ganz erwachsen, wie wir inzwischen ja alle sind, nach Feierabend – nach seinem zumindest.
Wo sind eigentlich die anderen geblieben? Was habt ihr mit denen gemacht?
Hundert Prozent ehrliche Antwort: Keine Ahnung, haha! Es gibt einfach keinen Plan bei der Band, es gab noch nie einen. Und das hatte sich alles auch nur durch Zufall so wieder ergeben. Da kam vor drei Jahren die Idee, wieder eine Oldschool-WBTBWB-EP zu zweit zu machen, da hatte sich aber rausgestellt, dass sich bei vielen von uns das Leben verändert hat. Manch einer muss einem Job nachgehen, Ausbildung, hier und da. Und da konnte Paul, also der Sänger vor Tobi, nicht mehr so richtig mitmachen. Und dann habe ich Tobi zurückgerufen und ihn so gefragt: „Hättest du Lust, wieder komplett einzusteigen und nicht nur eine EP zu machen?“ Da war der erst etwas verhalten, weil er sich das nicht so ausgemalt hatte. Aber dann haben wir ein Demo gemacht, fanden das cool, und haben gesagt: Los geht’s! Das heißt aber auf keinen Fall, dass wir nicht bald wieder zu fünft irgendwo auf der Bühne stehen oder was anderes machen. Es gibt einfach keinen Plan. Und wegen Corona hat es sich einfach so ergeben, dass man das ganze Projekt ja sowieso nur online gemacht hat, weshalb wir jetzt gar nicht drüber nachgedacht haben, was jetzt mit einem Schlagzeuger oder so ist. Wir haben uns keine Gedanken darüber gemacht, wie das live geht – aber das haben wir noch nie, und das hat uns auch immer in Probleme gebracht, wenn dann keiner wusste, wie das jetzt so geht, haha.
„Das Album“, wie das neue Album heißt, steht ja unter dem Motto: „Back to the roots“. Natürlich in Sachen Line-up schon, aber musikalisch meines Erachtens nach irgendwie doch nicht ganz so. Wie empfindet ihr das?
Ich persönlich – und ich denke, ich spreche auch für Tobi – glaube, wir finden das zu hundert Prozent back to the roots, weil wir uns jetzt nicht vorgeschrieben haben, was wir machen, also genauso wie damals. Da ging es ja auch darum, worauf hat man gerade spontan Lust, wovon ist man gerade beeinflusst, was hört man selbst gerade gerne – und dann hat man das einfach gemacht, und genauso haben wir das jetzt auch wieder gemacht. Und deshalb fühlt es sich für uns einfach extrem back to the roots an. Wenn es ein bisschen anders klingt, dann liegt das natürlich auch daran, dass wir einfach zehn oder elf oder ich weiß nicht wie viele Jahre älter sind und uns auch einfach andere Sachen beeinflussen und wir andere Sachen gerne hören, auch im Metal-Bereich. Das fließt natürlich schon mit ein. Es gab jetzt aber keinen Plan, irgendwie erwachsener zu klingen.
Was vermisst ihr am meisten aus der guten alten Zeit, als alles so begann?
Wir hatten keine Sorgen! Wir waren im Kinderzimmer und konnten einfach nur Musik machen. Jetzt müssen wir probieren, das auch neben unseren Jobs unterzubekommen. Wir können nicht einfach zwei Monate unser Album schreiben, denn dann zahlt keiner unsere Miete. Deshalb müssen wir alles in die Abende hinein verlagern. Ansonsten haben wir wirklich den gleichen Spaß wie damals, und das haben wir schon beim ersten Demo gemerkt.
Wenn du sagst, dass sich euer Musikgeschmack im Laufe der Zeit etwas verändert hat, wie ist das genau gemeint? Ihr habt ja zum Beispiel den Song „Metal“ auf eurem neuen Album ...
Das war mir sogar wirklich mal ein sehr wichtiger Song! Man hat einfach so gemerkt, dass irgendwie nichts mehr nachkommt. Wenn man die Festival-Line-ups liest, kann man so einen Flyer von heute mit einem Flyer von vor 15 Jahren vergleichen, und die sind einfach identisch! Und das finde ich persönlich voll gefährlich, weil was sind dann die Helden? Wir werden alle älter, können irgendwann nicht mehr spielen, und diese ganzen „großen“ Sachen wie SLIPKNOT oder KORN, die uns durch die Jugend getragen haben, sehe ich nicht mehr in dem Maße eine ganze Jugendbewegung vorantreiben. Darum ging der Song „Metal“. Als ich zur Schule gegangen bin, war der halbe Schulbus voll mit NIRVANA-Shirts, und irgendwie vermisse ich so etwas. Und was uns heute im Vergleich zu damals inspiriert, sind, glaube ich, viel breiter gefächerte Genres. Tobi hört gerne auch Elektro mit vielen geilen Melodien, und ich höre eigentlich alles. Wenn es Metal ist, bin ich eher so bei den Breakdown-Bands hängengeblieben, weil ich das irgendwie lustig finde, haha. Also je stumpfer es manchmal wird, desto geiler finde ich es oft. Und ich bin auch faul an der Gitarre geworden.
Wobei ich jetzt aber echt mal gar nicht finde, dass Breakdowns spielen fauler ist als Melodien zu spielen.
Das sind sehr weise Worte! So, da darfst du dich gerne selbst zitieren, haha!
Wie ist eigentlich die Aufteilung beim Songwriting bei zwei Leuten? Damals hieß es, Tobi macht die Drums, du die anderen Instrumente. Ist das heute immer noch so oder liefert Tobi „nur noch“ die Stimme?
Ja, ich glaube, ich kenne sogar noch das Interview, von dem du redest. Das Geile ist, das war noch nie der Fall, haha! Das kam bei Ikea, ach Quatsch, Wikipedia, glaube ich, als Erstes auf. Als Leute noch nichts damit anfangen konnten, dass so eine Metalband zu zweit ist, wurden unsere Positionen auf die weirdeste Weise hin und her verteilt. Ich war auch schon Keyboarder und all so was. Nee, das war immer schon so, dass ich am PC sitze und die ganzen Instrumente mache und einspiele oder programmiere, aber Tobi ist auch extrem musikalisch, also schreiben wir das schon zusammen. Er hat auch super gute Riff-Ideen oder auch gerade Melodie-Ideen, da ist er super gut drin. Aber letztendlich mache ich alles am Computer und er dann dazu die Vocals.
Wer war eigentlich zuerst da: Der Edeka-Supergeil-Mann oder „Rockstar“?
Haha, das Lustige ist, dass wir das natürlich wieder gar nicht mitgekriegt haben, bis uns jemand davon erzählt hat. Also, keine Ahnung, wer zuerst da war, aber wir haben tatsächlich nichts miteinander zu tun gehabt.
© by Fuze - Ausgabe #90 Oktober/November 2021 und Jenny Josefine Schulz
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