Nach mehrjähriger Zwangspause gelang Mike Davenport von THE ATARIS 2010 ein Geniestreich sondergleichen, indem er Chris Flippin von LAGWAGON als namhafte Verstärkung für seine melancholische Punkrock-Band verbuchen konnte. Dass hinter der Gruppe aber sogar noch weit mehr als klangvolle Namen und unheimliche Credibility stecken, beweist eindrucksvoll ihr zweites Album „Drink. Sing. Live. Love“ auf Concrete Jungle Records. Sänger und Chefgitarrist Donald Spence, der mit CROOKS AND LIARS ansonsten eher in der Americana-Ecke beheimatet ist, gibt Auskunft über den Stand der Dinge in Santa Barbara.
Donald, weshalb war das zweite Album so lange in der Mache?
Wir brauchten einfach eine Pause, da Mike ja seit locker zehn Jahren ständig auf Tour war und die Umbesetzung an der Gitarre auch erst mal Form annehmen musste. Zudem gab es noch eine Scheidung. Es passierten eine Menge wichtige Sachen, die unsere Aufmerksamkeit bündelten.
Hat Chris Flippin an der Gitarre neue Elemente in die Band eingebracht und ist er auch beim Songwriting mit von der Partie?
Chris ist ein fantastischer Gitarrist und es macht uns unheimlich viel Spaß, gemeinsam zu spielen. Er war derjenige, der dafür gesorgt hat, dass wir wieder zusammenkamen. Ihm gelang es, in uns den Wunsch zu wecken, wieder gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen. Das Songwriting ist eigentlich mein Metier, aber die Gitarrenparts mit etwas mehr Finesse stammen alle von Chris.
Apropos Chris, LAGWAGON haben 2005 ihr letztes Album veröffentlicht, waren aber kürzlich hier auf Tour. Weißt du, ob sie über ein neues Album nachdenken, oder ist der Punkt erreicht, da mit THE SCORPIOS, VERSUS THE WORLD und Capes Soloprojekt neue Ansätze vonnöten sind?
Was Pläne für ein LAGWAGON-Album angeht, weiß ich nichts Genaues. Sie sind aber aktuell viel auf Tour. Wenn Chris gerade nicht mit Wagon unterwegs ist, dann wirklich meist mit Versus. LAGWAGON haben aber allererste Priorität, das muss auch so sein und wir sind damit natürlich einverstanden. Bisher läuft es terminlich sogar ganz gut, er hat nur ganz vereinzelt mal eine Show aufgrund von Terminüberschneidungen verpasst.
Euer Drummer Bryan ist ja ebenfalls ein sehr guter Musiker, aber leider wird Drummern oft wenig Beachtung geschenkt.
Bryan ist wirklich ein großartiger Typ. Ohne ihn wären wir echt am Arsch, denn er ist weit mehr als unsere Rhythmussektion. Er bucht Tourneen, entwirft unser Merch und regelt die Buchhaltung. Man könnte auch sagen, dass er ebenfalls als Tourmanager fungiert. Es wäre schrecklich, ohne ihn in der Band zu spielen.
Concrete Jungle hat in Deutschland euer Album veröffentlicht, THE ATARIS wiederum bieten ihre neuen Songs als kostenlosen Download an. Wie sieht die Lage bei euch in den Staaten mit Kung Fu oder Fat Wreck aus?
Unser Verhältnis zu Kung Fu war toll und wir hängen auch immer noch regelmäßig mit Joe ab. Entweder wir gehen zu Baseballspielen oder treten zusammen auf. Das Label als solches gibt es allerdings nicht mehr. Fat Wreck kümmert sich mehr als gut um die Belange von Chris und ist eines der besten Punklabels überhaupt. Als wir anfingen, mit Concrete Jungle zu verhandeln, war für uns wichtig, dass sie die Songs genauso sehr mochten wie wir selbst. Wir sind stolz, dass wir mit ihnen arbeiten können.
Was kannst du uns über euer aktuelles Label in Amerika erzählen? Fletcher Dragge von PENNYWISE hängt bei Viking Funeral doch auch mit drin, oder?
Genau, Fletcher und Ken Seaton haben Viking Funeral Records gemeinsam aufgezogen. Wir sind von ihrem Label begeistert und nach all den Gesprächen, die wir mit anderen Leuten hatten, kamen wir zu dem Entschluss, dass Viking Funeral das richtige Label für uns ist. Da sie nur wenige Bands unter Vertrag haben, erhält man ein Maximum an Aufmerksamkeit. Ich bekomme von Ken täglich Mails, sie sind einfach sehr engagiert und immer auf dem Laufenden darüber, was wir so anpacken. Darüber hinaus arbeiten sie sehr hart für ihre Combos.
Gibt es regionale Eigenheiten der Musikszene in Kalifornien, wo ihr herkommt, wenn man sie mal mit New York oder Chicago vergleicht?
Die Szene in Chicago ist großartig und viele meiner Lieblingsbands kommen von dort. THE SMOKING POPES und ALKALINE TRIO zum Beispiel. In New York habe ich noch nicht genügend Zeit verbracht, um jetzt einen fundierten Vergleich abzugeben. Mir gefallen aber die Bars dort und das Essen ist toll. Was L.A. anbelangt, muss ich sagen, dass ich mich von dieser ganzen Szene fern halte. Es ist nicht so, wie es früher mal war, als es 50 Bands auf dem Sunset Strip gab, die sich alle kannten. Meist versuche ich aus der Gegend so schnell wie möglich wieder wegzukommen.
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