VERBRANNTE ERDE

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Warten auf EA80

Anläßlich unseres Sunnyside-Pfingsttreffens in Chemnitz traf ich wieder mal den Phillip von RilleRalle Booking, und man quatschte sich wie immer stundenlang fest. Irgendwie kamen wir auf VERBRANNTE ERDE zu sprechen, eine junge Band aus Thüringen, die, wie er meinte, immer wieder zu Unrecht mit EA80 in Verbindung gebracht werden. Und dies gehöre doch mal klar gestellt, denn die Jungs seien wesentlich vielschichtiger. Also lag es nahe, ihnen doch mal etwas Platz im Ox zu widmen

Stellt euch doch mal kurz vor: Wie lange gibt’s die Band? Wer ist seit wann dabei? Wo kommt ihr her?

Micha:
VERBRANNTE ERDE gibt‘s seit 1995, seit 1996 mit Ingo am Mikrofon, Micha an der Gitarre, Eddie am Bass und Jeans hinter dem Schlagzeug. Einer von uns wohnt in Jena, der Rest in Gera, im Rentnerparadies Deutschlands, beides liegt in Ost-Thüringen.

VERBRANNTE ERDE ist ja so ein martialischer Name. Inwiefern hat der was mit eurer Musik zu tun?

Micha:
Jede gute Punkband braucht zu allererst einen Namen. Also werden die verbliebenen Gehirnzellen angestrengt, Plattenstapel durchwühlt, Geschichtsbücher gelesen, rumgegooglet und ohne Ende gebrainstormt, bis die Band einen Namen gefunden hat, der zwar keinem gefällt, aber da das Bier alle ist und ausgemacht war, dass es erst zur Tanke geht, wenn ein Name feststeht, dieser einfach genommen wird. Zu diesem Zeitpunkt weiß die Band aber noch nicht, was sie für Musik macht. Was ich eigentlich damit sagen will, ist, Verbrannte Erde ist nur irgendein Name ...

Woran macht ihr den Begriff „emotionale Musik“ fest, und inwiefern seid ihr damit verbunden?

Ingo:
Ich möchte keine Texte singen, die mich nicht berühren und meinem Empfinden nach keine Bedeutung haben. Solange ich Musik ernst nehmen kann, ist sie für mich emotional. Alles andere ist Scheiße.“
Micha: „Für mich heißt emotionale Musik, dass diese Musik irgendeinen Punkt in mir trifft. Dieser Punkt kann ein Problem oder eine Störung in mir sein. Durch die Musik wird dieser Punkt zumindest für einen gewissen Zeitraum unbedeutend. Was das für Musik ist, ist bei anderen Menschen natürlich unterschiedlich. Aus dieser Sichtweise finde ich es auch schwer verständlich, eine Musikrichtung ‚Emo‘ zu nennen. Ich selbst höre mir auch recht unterschiedliche Musik an, und diese Stile, die Bands sowie die Lieder, die ich mag, haben für mich eine emotionale Bedeutung. Das wird bei anderen Menschen ähnlich sein. Musik läuft, denke ich, bei den meisten in erster Linie auf der emotionalen Ebene ab. Und für mich als Musiker wiederum bedeutet dies, dass ich das, was mir auf der Seele brennt, in irgendeiner Form nach außen bringe. Das erfolgt durch die Musik, natürlich in der Hoffnung, dass dies wiederum bei anderen Menschen in irgendeiner Form ankommt.

Man vergleicht euch of mit EA80. Wo würdet ihr euch selbst einordenen?
Ingo:
Deutschrock der schärferen Gangart.

Micha: Zum Glück müssen wir uns nicht selbst kategorisieren, das machen andere für uns. Die meisten fühlen sich wohl sicherer, wenn sie alles in eine Schublade stecken können. Klar, ist ja auch einfacher, man braucht sich dann nicht mehr damit auseinanderzusetzen. Für mich, und ich denke auch für die anderen, spielt Punk eine wichtige Rolle im Leben. Das ist nicht nur auf die Musik bezogen. Das ist ein Gefühl, das allerdings bei jedem wieder anders ist. Kurz und knapp: Wir machen Punk und werden das auch weiterhin tun, auch dann, wenn wir es nicht mehr machen. Oi!

Wie wichtig sind euch eure Texte und worum geht es da?

Ingo:
Wie schon gesagt, der Text ist sehr wichtig. Ob er gut ist, müssen andere entscheiden. Es geht um Alltagsscheiße, die einen ankotzt, Wein, Weiber und Gesang, wirsche Gedanken, die einen beschäftigen – ob sie nun richtig oder falsch sind. Das muss raus. Oft entstehen mehrere Texte zum selben Thema. Auf ‚Elefanteneimer‘ sind z.B. einige Songs, die sich mit dem Thema ‚Fehler‘ beschäftigen.

Ihr steht ja auch hinter dem Matutu-Label. Erzählt mal was darüber, welche Bands sind da noch drauf?

Ingo:
Matatu macht der Jeans – hauptsächlich, um wichtig zu sein. Bisher sind 14 Schallplatten herausgekommen, meist von befreundeten Bands, die ihm aber auch noch gefallen müssen. Da wären unter anderem: die fabelhaften D.H. aus Zeitz, KLAUS APFEL aus Bonn, sowie Anfang 2004 die neue LP der VERBRANNTEN ERDE. Später kommt dann das Debüt einer weiteren neuen coolen Band aus der Gegend, was auch wieder ein Burner sein wird.

Was kann man live von euch erwarten?

Jeans:
Drittklassige Punkrocksongs, dargeboten von nicht gerade hübsch anzusehenden Dilettanten.
Ingo: Wenn ein Konzert läuft, kann es das Beste der Welt sein. Wir haben vor zehn Leuten Spitzenkonzerte gespielt, und vor 200 Leuten sind wir nicht warm geworden. Es ist echt stimmungsabhängig. Aber unsere atemberaubende Bühnenshow macht so was wieder wett. Wir tanzen viel und lachen, bauen Pyramiden aus uns, und natürlich haben wir tolle Kostüme und super Feuerwerk und so ...

Was plant ihr für die nächste Zukunft?

Micha:
Möglichst viel live spielen. Hin und wieder eine Platte machen. Nette Leute kennen lernen. Pizza essen. Bier trinken. Mindestens noch drei Millionen Platten von guten Bands besorgen. Auf genauso viele Konzerte von guten Bands gehen. Aufhören zu arbeiten. Rumhängen. Nichtstun. Aufstehen, losrennen, die Welt verändern. Die drei Millionen Platten alle mindestens 463 mal hören. Auf Konzerten tanzen. Schlafen. Träumen. Verlieben. Geschlechtsverkehr. Gut gelaunt sein. Mal sehen, was davon in der nächsten Zeit so alles klappt.
Ingo: Unsere dritte LP mit dem Namen: ‚Die Platte deren Sinn es ist, die Wartezeit auf die nächste EA80-LP zu verkürzen‘.