UNVERSCHÄMT GRANDIOS. Das Debüt der Londoner umfasst fünf Tracks, die es in sich haben. UNPEOPLE treten an, den Rock zu alter Größe zurückzuführen. Von heavy bis zuckersüß bietet die selbstbetitelte MCD der Briten alles – auffällige Breitwand-Hymnen inklusive.
„Es gefällt uns, dass wir mit mehreren Subgenres in Verbindung gebracht werden“, bestätigt Frontmann und Gitarrist Jake Crawford (ex-PRESS TO MECO) das Offensichtliche. „Das ist nichts, was wir uns vorgenommen haben, aber dennoch schön zu wissen, dass unsere vielfältigen Einflüsse stimmig zusammenfinden. Die Minor-Rock-Renaissance, die wir gerade erleben, ist definitiv positiv, was die Möglichkeiten angeht, die sich uns bieten. Wir sind froh darüber, aber noch nicht lange genug eine Band, um uns bewusst mit dem auseinanderzusetzen, was außerhalb unserer Einflusssphäre passiert.“ Das musikalische Spektrum des Quartetts umfasst unter anderem Nu Metal, Alternative/Britrock und Pop-Punk: „Für mich ist ,Overthinking‘ das Stück, das die meisten Grenzen überschreitet, weil es so unverschämt grandios ist“, stellt Jake heraus. „Ich habe die Tendenz, mich in bestimmten Situationen klein zu machen. Das ist ein Nebeneffekt davon, dass ich in meiner Jugend oft als Angeber bezeichnet wurde. Doch als dieser Song entstand, dachten Luke, unser Gitarrist, und ich: Scheiß drauf! Wir lieben GHOST, QUEEN und DEEP PURPLE. Warum sollen wir es nicht auch mal versuchen?“ Gesagt, getan. UNPEOPLE stellen sich immens selbstbewusst und mit maximaler Zuspitzung vor: „Die einzigen Einschränkungen, mit denen wir zu kämpfen haben, sind diejenigen, die wir uns selbst auferlegen“, erklärt der Frontmann. „Und vielleicht das Label, das uns sanft anstupst, keinen zwölfminütigen Prog-Marathon als Single zu veröffentlichen. Wahrscheinlich werden wir nicht immer auf sie hören, auch wenn wir vorerst derselben Meinung sind.“ Die Londoner sind noch in ihrer Findungsphase. Auch deshalb ist die MCD selbstbetitelt: „Als es darum ging, diese Entscheidung zu treffen, machte es einfach Sinn“, ist Jake überzeugt. „Bevor wir überhaupt einen Namen hatten, haben wir schon Songs geschrieben. Deshalb ist es einfach passend. Obwohl wir jetzt nur fünf Songs veröffentlichen, haben wir bereits weitere Fortschritte hinter uns gebracht, was das Schreiben und die Richtung dessen angeht, was noch kommen wird. Äußerlich mögen es vielleicht keine große Veränderungen sein, aber es geht Schritt für Schritt nach vorne.“ Mit Blick auf UNPEOPLE schätzt der Brite vor allem: „Es ist das Fehlen von Ego“, sagt der Musiker. „Es mag aufgesetzt klingen, aber wir alle sind kleine Menschen und der Song ist King. Also arbeiten wir bewusst daran, die Songs so gut wie möglich zu machen. Es ist die Aufgabe des Künstlers zu entscheiden, worauf er sich stützt und wann. ,Overthinking‘ darf so grandios wie möglich sein. Bei uns sind aber auch Songs möglich, die einfach auf einem dummen, schrägen Riff basieren, das einen zum Headbangen bringt. Beide Optionen haben ihren Platz. Es geht nur darum, ehrlich zu sich selbst zu sein, was man wie hören will und wie prägnant oder indirekt man es rüberbringen möchte.“
© by Fuze - Ausgabe #106 Juni/Juli 2024 und Arne Kupetz
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