UNBUNNY

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Ein trauriger Nicht-Hase

Jarid del Deo ist Kopf und Schöpfer von UNBUNNY und bei seiner Musik ist der Name Programm. Trauriger und selbstkritischer Akustik-Folk, der von den schlechten und niederschmetternden Seiten des Lebens und Liebens erzählt. Auf "Snow Tires", welches 2004 schon in Amerika erschien, in Deutschland jedoch erst dieses Jahr, balanciert Jarid zwischen Zynismus und Ehrlichkeit, will halt nicht der nette Hase sein, bei dem die Welt eine grüne, blumige Wiese ist. Lieder wie "Casserole" und "Pink lemonade" sind dem Titel widersprechend schwer und deprimierend, aber so realitätsnah und wahr, dass man sich verstanden fühlt und glaubt, einen kleinen Psychotherapeuten auf CD gefunden zu haben. Ich habe Jarid del Deo in Seattle angerufen und versucht herauszufinden, was sich hinter UNBUNNY außer Selbstkritik noch so alles versteckt.



Vor fünfzehn Jahren hast du dein Projekt UNBUNNY ins Leben gerufen, was war damals deine Motivation, Musik zu machen, speziell diese Art von Musik?

Es hat bei mir irgendwie alles einen ganz natürlichen Weg genommen. Ich war schon immer ein sehr großer Freund der Musik und so kam eins zum anderen, ohne da wirklich darüber nachzudenken. Als SEBADOH das Album "III" veröffentlichten, ist etwas in mir und mit mir passiert. Ich war so unglaublich in diese Platte vertieft und dachte mir: Das kann ich auch! Das war ein ganz großer, wichtiger und vor allem entscheidender Moment in meinem Leben.

Ist melancholische Musik auch eine Art Motivation für dich oder gar die Melancholie ein Antrieb, Musik zu schreiben?

In gewisser Weise schon. Es ist oft so, dass ich, wenn ich traurig bin oder über etwas nachdenke, dann auch Songs schreibe. Wenn ich glücklich bin, denke ich überhaupt nicht darüber nach, Musik zu machen. Ich bin generell ein sehr melancholischer Typ.

Was ist deine persönliche Definition des Wortes UNBUNNY? Soll es irgendwas Bestimmtes ausdrücken?

Es ist ein selbst erfundenes Wort. Es soll sich das Gegenteil von einem Hasen darstellen. Manchmal sind Sachen nicht immer schön und toll oder in dem Fall süß und flauschig. Deswegen halt Nicht-Hase, es ist also eher ein trauriger und haarloser Hase.

In deinem Song "X" singst du darüber, dass du Brian Eno einem ganz einsamen Moment in deinem Leben hörst. Ist Brian Eno, als "Erfinder" des Ambient und damaliges Mitglied von ROXY MUSIC, ein Vorbild für dich? Seine Musik hebt sich von deiner stark ab ...

Ich bin in jedem Fall ein großer Fan. Nicht so sehr von ROXY MUSIC, sondern eher seiner Soloprojekte. Ein Vorbild ist er nicht direkt, aber er inspiriert mich in irgendeiner Weise. Ich mag seine Ideen und, dass er keine Angst davor hat, sich immer weiterzuentwickeln, denn ich denke, dass jeder Musiker sich nicht davor wehren sollte.

Du singst in deinen Songs viel darüber, wie schlecht du dich selber findest, und mäkelst an dir und deinem Verhalten beziehungsweise deiner Person herum. Bist du immer so selbstkritisch oder ist es einfach eine Art der Verarbeitung von Sachen, die dich beschäftigen?

Ich empfinde nicht die ganze Zeit so, aber schon relativ oft, und ich denke, dass es jedem ab und an so geht. Ich wollte nur ausdrücken, wie ich mich gerade in dem Moment gefühlt habe, als ich diesen Song geschrieben habe. Es ist leicht für mich, diese Charakteristik, die ich so anprangere, in anderen Menschen zu sehen, deswegen fällt es mir vielleicht auch leicht, Fehler zuzugeben. Man merkt dann halt daran, dass man genauso ist wie jeder andere Mensch auch und keiner in dieser Welt makellos ist.