Trotz diverser Besetzungswechsel in den letzten anderthalb Jahrzehnten (aktuell ist Bassist Moe dazugekommen), Kindern, Jobs und momentan D.I.Y.-Vertrieb, sind die TYPHOON MOTOR DUDES aus der Kieler Umgebung nicht totzukriegen. Gut so! Ole von den Dudes verrät, worauf es ankommt.
Nach diversen Veröffentlichungen mit Label im Rücken, kommt euer neues Album im Eigenvertrieb raus. Oder habt ihr mittlerweile was an der Angel?
Schön, dass die schmerzvollste Frage gleich zu Beginn kommt. Wir kommen zwar von der Ostsee, aber Angeln war nie unsere Stärke – besonders was Labels betrifft. Irgendwie konnten wir unsere Veröffentlichungen der letzten Jahre aber immer realisieren. Sei es hierzulande, in Frankreich oder sogar auch in Südamerika. Momentan suchen wir trotzdem noch ein Label, das unsere „Typh’s Up“-Scheibe rausbringt. Wir veröffentlichen aber nach wie vor auch gerne auf Vinyl.
Mit „Nasenjahre“ habt ihr erstmals was Deutschsprachiges auf dem Album.
Wir hatten mal so ein „Selbstfindungsding“. Das heißt: Urlaub mit Instrumenten und diversen spirituellen Getränken in einer Blockhütte in Dänemark. Gebracht hat es uns nicht sonderlich viel, bis auf einen dicken Kopp und der Idee, unsere Gemeinsamkeiten zu musikalisieren. Und wie sollte ich bloß die peinlichen Achtziger Jahre in noch peinlicherem Englisch verarbeiten?
Und woher kommt die Liebe zu Hitchcock, die ihr in „Norman“ verarbeitet?
Das Lied ist echt superalt. Es handelt ursprünglich von der einzig wahren Liebe. Und die gibt es leider nur zwischen jungen Männern und ihren Müttern. Ende der Neunziger hieß der Song noch „All you and me“, dann „Mother and me“ und nun, in der finalen Fassung, eben „Norman“. Konnte ja keiner wissen, dass Alfred noch einen Film daraus machen musste.
Eure Touren haben euch bis nach Brasilien verschlagen. Gibt es Pläne, so etwas zu wiederholen?
Auf alle Fälle! Wir waren in der Vergangenheit zweimal in Brasilien und einmal in Argentinien auf Tour, was für uns großartig war. Unser erstes Album wurde sogar in Brasilien veröffentlicht, bevor es hier in die Regale kam. Der Kontakt nach São Paulo lief über André von den NITROMINDS. Letztes Jahr haben die aber ihre Segel gestrichen und zwei von den Jungs sind jetzt mit ihrer neuen Band STATUES ON FIRE unterwegs. Wir haben dieses Jahr schon Konzerte mit ihnen spielen dürfen und vielleicht geht’s für uns auch bald wieder nach Übersee. Zudem sind wir auf dem brasilianischem Tribute-Sampler der NITROMINDS zu finden.
Wie ist das mit 15 Jahren Bandgeschichte auf dem Buckel und Nachwuchs im Rücken – kann man da die nötige Wut für Punkrock noch aufrechterhalten, oder werdet ihr langsam altersmilde?
Ist Wut altersbedingt? Wenn ja, dann sehe ich das Ganze wie eine Urinprobe. Wirklich ausschlaggebend ist doch der aussagekräftige Mittelstrahl. Altersmäßig also genau unser Ding! Ich glaube allerdings, dass die Wut mit steigendem Alter wächst. Daher mein großer Respekt vor den schimpfenden, keifenden und noch lange nicht resignierenden alten Herrschaften, die den Blick für das Ganze offenbar nicht verloren haben. Oft belächelt, immer missverstanden ...
Gäbe es denn deiner Meinung nach würdigen Nachwuchs in Kiel? Wie nimmst du die Szene mittlerweile wahr?
Die Kieler Szene ist nach wie vor unverändert: Jede Band ist ein Konglomerat aus alten Gesichtern in neuem Gewand. Das ist nicht negativ gemeint, sondern zeigt auf, wie umtriebig so mancher Kieler Musiker doch ist. Ich bin zurück in die alte Heimat Schleswig gezogen und muss gestehen, dass die Provinz echt frohlockt: ZOI!S, EDGAR R., REZET, ALIAS CAYLON, TURBOSTAAT, THE ONE und viele mehr.
Ihr habt mit den TYPHOON MOTOR DUDES ja auch schon einige „Szenegrößen“ supporten dürfen, zuletzt zum Beispiel SHAM 69. Gibt es da für dich einige persönliche Highlights aus 15 Jahren Bandgeschichte?
Das mit den Szenegrößen ist echt subjektiv. Ich persönlich habe mich immer gefreut, mit Bands zu spielen, die ich auch privat oft höre. So wie zum Beispiel ONE MAN ARMY oder TURBO A.C.’s. Außerdem ist es für uns, die in einem Kuhstall in der Nähe von Kiel proben, auch mal ein Erlebnis, zur Geburtsfeier vom RATOS DE PORÃO-Sänger in São Paulo eingeladen zu werden – Kaffee und Kuchen mit SEPULTURA –, um dann noch einige Tage später Olga von den TOY DOLLS das Backstage-Bier im Hangar 110 wegzusaufen. Nur Rockstars kriegen Kaltgetränke!
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