TROPHY EYES

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Fuck you

Den Australiern TROPHY EYES hätte ein sehr rüder Kommentar im Vorfeld der Veröffentlichung ihres neuen Albums „Suicide And Sunshine“ auch um die Ohren fliegen können, tatsächlich hat er das Profil der Band aber eher geschärft. Sänger John Floreani gibt mit seiner unterhaltsam großen Klappe seine Meinung über das Spannungsfeld zwischen Social Media und Kunst zum Besten.

Wie ist deine Beziehung zu den sozialen Medien?

Ich hasse Social Media. Da ist dein Label, deine PR-Agentur und dein Management und jeder sagt, dass du TikToks machen sollst und du dies und das tun musst, um eine Online-Persönlichkeit zu sein. Aber im Grunde sind wir vier Typen, die in einer Punkband spielen. Was haben wir damit zu tun, auf TikTok zu tanzen? Wir wollen nur Musik spielen, aber die Welt hat sich so verändert, dass du eine Präsenz in den sozialen Medien haben musst. Sogar meine Helden machen das. Für mich ist das entmutigend zu sehen, denn ich denke, dass es ungesund ist. Ich hätte lieber einen Song, der für immer bleibt und den man jederzeit wieder hören kann, als irgendeinen flüchtigen 32-Sekunden-Clip, in dem ich tanze oder einem kurzlebigen Trend nacheifere.

In den sozialen Medien muss man stets vorsichtig und verständnisvoll sein. Selbst wenn Fans sich darüber beschweren, dass bei Punk-Shows gemosht wird. Vor ein paar Wochen ging ein Kommentar auf Instagram viral, wo ein User euch genau das vorgeworfen hat, worauf ihr mit einem simplen „fuck you“ reagiert habt.[(b]
Und weißt du was? Das geht immer noch rund, die Leute kommentieren das immer noch und teilen den Post. Weltweit nahmen das Medien als Anlass, über das Moshen oder Crowdsurfen bei Shows zu diskutieren. Viele wussten schon gar nicht mehr, wo diese Diskussion entstanden ist. Es ist interessant, weil die Leute so auf sich selbst fixiert sind. Stell dir vor, du bist die einzige Person in einem Raum, die angerempelt wird, und dann sagt: „Die Band sollte sich bei mir entschuldigen.“ Wie gesagt, das gegenüber ein paar Typen, die in einer Punkband spielen. Was, denkst du, wird da die Reaktion sein? Es wird immer ein „fuck you“ sein. Uns war bewusst, dass man uns für den Kommentar auch im nächsten Moment canceln könnte.

Das genaue Gegenteil ist aber passiert. Die Leute haben sehr positiv reagiert. Auch darauf, dass Quatsch einfach als Quatsch bezeichnet wird, auch wenn das Konsequenzen haben könnte.
Nicht so zu reagieren, käme in meinen Augen einer Zensur unserer Kunst gleich. Heute gäbe es auch genug Leute, die Michelangelo sagen würden, er solle aufhören, Penisse zu malen oder zu meißeln, weil das anstößig ist. Jemand kommt daher, möchte diese perfekten Darstellungen der menschlichen Anatomie herabwürdigen und kontrollieren, was Kunst ist. Darunter leidet die Kunst und selbst das, was wir als Punkrock betrachten. Natürlich gib es diese Grenzen, aber innerhalb dieser soll man tun und lassen können, was man will. Immer unter der Voraussetzung, dass man die Leute behandelt, wie man auch selbst behandelt werden möchte.