TRAVIS BICKLE EXPERIENCE aus Düsseldorf konnten im vergangenen Jahr durch schweißtreibende und mitreißende Live-Shows mit jeder Menge Fuzzgitarren und Hammondorgel sowie das hervorragende selbstbetitelte Mini-Debütalbum massiv überzeugen. Ein paar Fragen an Sängerin Kiky Kreemcheese und Gitarrist Zippy.
Wann ging es mit euch los?
Kiky: Gestartet sind wir Anfang 2012 in komplett anderer Besetzung. Nur Zippy und ich waren von Anfang an dabei.
Dass Baer und Hennesen bei CONNECTION 99 spielen, weiß ich, auch dass sie ganz früher bei ADRENALIN NE Hardcore-Punk gemacht haben. Welchen musikalischen Background habt ihr anderen?
Kiky: Die Einflüsse sind ziemlich breitgefächert, ein großer ist sicherlich New York-Punkrock der Siebziger Jahre, RICHARD HELL AND THE VOIDOIDS oder THE DICTATORS. Aber natürlich auch THE STOOGES, MC5 und eine gehörige Portion Garage- und Psychedelic Rock. Aber auch wenn wir gerne mal einen Song aus der Protopunk-Ära covern, sehen wir uns schon im Hier und Jetzt.
Zippy: Mit unserer Musik hängen wir nicht alten Zeiten nach, wir liefern eine zeitgemäße Version.
Travis Bickle ist der Name des Charakters, den Robert de Niro in „Taxi Driver“ spielt. Warum habt ihr euch nach dem benannt?
Kiky: Wir haben zunächst mit einigen anderen Namen herumjongliert. Wichtig war, etwas zu finden, mit dem sich alle identifizieren und einverstanden erklären. Da die Figur des Travis Bickle oder vielmehr der Film „Taxi Driver“ auch unsere Affinität zum New York der Siebziger Jahre widerspiegelt, konnten wir uns darauf schnell einigen.
Euer Sound ist ja eine krude Mischung aus Sixties-Garage, Surf und Protopunk. Was fasziniert euch gerade an fünfzig Jahre altem Sound?
Kiky: Das ist eben der Sound, mit dem wir unter anderem aufgewachsen sind und der uns musikalisch geprägt hat.
Zippy: Wir finden die Mischung auch gar nicht krude, sondern schon ziemlich geradlinig.
Kiky, dass deine Performance, also dein Stageacting ein wenig von Iggy Pop beeinflusst ist, kannst du nicht wirklich abstreiten, oder?
Kiky: Nein, allerdings steckt kein Plan dahinter. Das ergibt sich einfach im Laufe eines Gigs. Wenn es Spaß macht auf der Bühne, wird es wild. Wenn man das dann immer gleich mit Iggy Pop vergleichen mag, bitte gerne, haha.
Du hast auch eine Weile bei Radio Memento 60 eine Sendung gemacht. Was ist Radio Memento 60 und was genau hast du da gemacht?
Kiky: Radio Momento 60 war ein Online-Radiosender, betrieben von DJ Mauro Lima, mit Sitz in Brasilien, wo ausschließlich Garage-Rock gespielt wurde, angefangen bei den Sechzigern, über das Garage-Revival aus den Achtzigern und Neunzigern bis hin zu aktuellen Sachen. Als erste DJane des Senders habe ich 2013 angefangen, dort einmal in der Woche eine von mir zusammengestellte Setlist mit Songs zu senden. Dabei war es mir sehr wichtig, Bands zu spielen, die nicht jeder kennt, und vor allem auch Newcomer zu präsentieren. Leider wurde Radio Momento 60 Anfang diesen Jahres aus finanziellen Gründen eingestellt. Der Sender versuchte, komplett ohne Werbung auszukommen und trotzdem 24 Stunden Programm zu liefern. Das hat für Mauro dann leider irgendwann finanziell nicht mehr hingehauen, da das Betreiben der Server zu kostspielig wurde. Unter anderem James Lowe von den ELECTRIC PRUNES und Greg Prevost von den CHESTERFIELD KINGS haben den Sender unterstützt, indem sie mit eingesprochenen Intros, die zwischen den Sets gespielt wurden, dafür geworben haben. Leider ohne dauerhaften Erfolg.
Eure Mini-LP ist in einer 300er-Auflage erschienen. Ist das schon zu viel oder noch realistisch?
Zippy: Eine 300er-Auflage ist so ziemlich das Minimum, was geht, die meisten Presswerke bieten eigentlich Auflagen ab 500 an. Der Preisunterschied ist ein Witz. Wir haben trotzdem „nur“ 300 gepresst und sind guten Mutes, einen Großteil davon erfolgreich unter die Leute zu bringen. Für die kommende Zeit wünschen wir uns reichlich Shows, auf denen wir die Platte dann am Merchstand anbieten. Wer nicht so lange warten will, bis wir in town sind: Das 12“-Vinyl gib es auch via Bandcamp zu kaufen.
Was ist als Nächstes geplant?
Kiky: Wir hoffen, nächstes Jahr mit dem Touren beginnen zu können. Zunächst einmal weitere Teile Deutschlands, möglicherweise auch Italien oder Spanien, wo es eine gute Szene für unsere Musik gibt. Und natürlich wird auch fleißig an neuem Material für eine LP gearbeitet.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #142 Februar/März 2019 und Guntram Pintgen
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