An Englishman in Stuttgart

Vor einiger Zeit habe ich zufällig mitbekommen, dass Tom Goober, Bassist bei THE TOY DOLLS und GOOBER PATROL, schon seit längerem in Stuttgart lebt. Ich wollte von ihm wissen, wie es ihn in die Schwabenmetropole verschlagen hat und wie er das hinbekommt, trotzdem zwei Bands in England am Laufen zu haben.

Wie kommt’s, dass du nach Stuttgart gezogen bist?
Ich lebe hier inzwischen schon seit einigen Jahren. Im Grunde bin ich nur meinem Herzen gefolgt und habe nun in Stuttgart eine kleine Familie.

Dann kennst du dich in der „Kesselcity“ vermutlich inzwischen gut aus, oder?
Mein Lieblingsort ist definitiv das Goldmark’s am Charlottenplatz. Eine fantastische Location mit toller Musik! Vor allem wenn ich dort auflege natürlich. Aber das sehen vielleicht auch nicht alle so, haha. Da haben auch schon viele großartige Bands gespielt, und ich hatte da einige meiner besten Abende überhaupt. Das LKA ist deutlich größer, ein besonderes Event dort war das THE TOY DOLLS-Konzert zusammen mit ALL und SPERMBIRDS vor ein paar Jahren. Und dann gab es noch bis vor einiger Zeit die legendäre Röhre. Was für ein Ort! Das erste Mal überhaupt war ich dort mit THE DICKIES, als die dort mit den US BOMBS gespielt haben. Ich habe als Roadie für sie gearbeitet und Teil meines Jobs an dem Abend war, die Bühne von Duane Peters’ Blut zu säubern, der sich den Kopf aufgeschlagen hatte. Leider existiert die Röhre nicht mehr und dient nun als Mülllager der Baustelle für einen neuen Bahnhof, den niemand wollte. Es gibt auch einen guten Rock’n’Roll-Laden namens Flaming Star. Und einige sehr gute Bands: WIZO, SUPERMUG oder DR. ALEKS AND THE FUCKERS. Nicht zu vergessen ACCION MUTANTE und BASTARD ROYALTY. Das Brot hier ist lecker und das Bier ist auch besonders. In Stuttgart bist du nie weit weg von einem von beidem, haha. Ich mag die soziale Seite hier, aber ich bin nicht begeistert von der ewigen Baustelle in der Stadtmitte. Ich bin generell eher langsam und deswegen ist auch mein Deutsch noch nicht so gut. Ich glaube, das ist für die Schwaben manchmal frustrierend, haha. Bis Corona losging, bin ich zum Deutschunterricht gegangen, aber die Sprache ist echt schwierig.

Woher aus England kommst du ursprünglich?
Ich komme aus Norwich, das zu Norfolk gehört. Die Gegend wird generell als etwas „langsamer“ wahrgenommen als der Rest von England. Aber was wissen die Leute schon? Norwich ist eine schöne Stadt mit viel Geschichte. Ich vermisse es.

Wie bekommt ihr die Proben mit THE TOY DOLLS organisiert?
Ich fliege rüber nach London, treffe die Jungs und bleibe für ein paar Tage. Wir spielen alle Songs durch und gehen danach in den Pub. Meistens vor einer Tour oder mehreren Festivals. Oder vor Aufnahmen. Aber in der Regel sind wir so viel unterwegs, dass wir allein durch die vielen Gigs hoffentlich immer gut zusammenspielen. Wir machen sogar akustische Proben in Hotelzimmern mit allen Bühnenbewegungen! Ich übe auch viel zu Hause. Es macht wirklich Spaß, in dieser Band zu spielen. Olga und Duncan sind tolle Menschen und Musiker. Umso frustrierender ist, dass unsere letzte Tour wegen Corona sehr kurz war. Wir waren mitten in den Konzerten zum vierzigjährigen Jubiläum und hatten gerade das neue Album „Episode 13“ veröffentlicht. Ich vermisse Olga, Duncan und unsere Crew! Es ist verrückt, Leute jahrelang ständig zu sehen und dann plötzlich gar nicht mehr.

Gibt es deine andere Band GOOBER PATROL noch?
Ja, die gibt es noch. Unsere letzten Auftritte waren letztes Jahr beim Wonkfest und dem Manchester Punk Festival. Wir leben weit voneinander entfernt und alle haben Vollzeitjobs. Zwischen den Touren bin ich beschäftigt mit Animation, Videoproduktion und Grafikdesign. Schaut euch mal den neuen Song von TV Smith auf YouTube an, „Bounce back“! Ich hoffe, wir können 2021 wieder ein paar Gigs spielen. Wir haben auch noch eine Menge Songs, die wir mal aufnehmen müssen.

Was kommt von den TOY DOLLS als Nächstes?
Hoffen wir, dass die Lage sicherer wird und Konzerte und Festivals wieder stattfinden können. Viele der Tourdaten sind von 2020 auf 2021 verschoben worden. Olga hat schon angefangen, neue Songs zu schreiben. Aber am meisten freue ich mich darauf, die Jungs einfach wiederzusehen. Ich vermisse es wirklich, stundenlang im Van zu sitzen und zuzuhören, wie unser Drummer Duncan über Tischtennis philosophiert!