"… if you know what's good for you!" Sie sind jung, ihre Songs bleiben im Ohr und sie sind Kanadier. TOKYO POLICE CLUB aus Ontario wissen, was gut für Indie-Begeisterte ist. Nach ihrer EP "Lesson In Crime" veröffentlicht die Band um Sänger David Monks dieses Jahr ihr erstes Album: "Elephant Shell". Bei elf Songs in weniger als einer halben Stunde Spielzeit ist die Marschrichtung wohl klar: ab ins Ohr und raus auf die Tanzflächen. Dass die Band ihre eigentlich zappelige Musik doch anders sieht, beschreibt Schlagzeuger Greg Alsop im Interview auf sehr sympathische Weise.
Euer Album ist vor ein paar Monaten veröffentlicht worden. Hast du schon die Zeit gefunden, um über die ganze Entwicklung, die ihr nun durchmacht, nachzudenken?
Im Grunde fing bei uns das Grübeln schon direkt nach Beendigung der Aufnahmen an - und die liegen nun schon überv ein halbes Jahr zurück. Ich kann aber sagen, dass wir sehr zufrieden mit dem Album sind. Es scheint gut von unseren Fans aufgenommen worden zu sein und auch die Kritiker sind zufrieden. Natürlich gibt es im Nachhinein immer Dinge, die an ändern würde, aber "vorbei ist vorbei". Ich finde, wir haben ein gutes Album gemacht und ich hoffe, dass wir uns immer weiter im Songwriting verbessern, so dass das nächste Album noch besser wird.
Im Internet habe ich Foren gefunden, in denen eure Fans über die Bedeutung eurer Songs diskutieren. Was hältst du von so was?
Oh, davon habe ich gehört. Im Grunde basieren all unsere Songs auf Geschichten über verschiedene Typen von Menschen. Dafür ist alleine David zuständig, ich bin da vielleicht der falsche Ansprechpartner. Ich finde es natürlich toll, dass sich die Leute Gedanken über unsere Songs machen. Das ist schon eine gewisse Ehre.
Würdest du dennoch sagen, dass ihr eure Songs als Kanal benutzt, um eure alltäglichen Gefühle zu verarbeiten?
Andere Leute schreiben Tagebücher.
In gewisser Weise benutzen wir unsere Songs in der Weise. Ich denke aber, dass man immer aufpassen muss, nicht zu persönlich zu werden, da es schnell kitschig wird. Wir sind doch alle Menschen und haben unsere Gefühle. Es lässt sich gar nicht vermeiden, diese irgendwie in die Songs einfließen zu lassen. Wie schon gesagt, schreibt David bei uns die Lyrics allein. Wir werden erst damit konfrontiert, wenn es um den Gesang geht. Er gibt sich aber jedes Mal wirklich viel Mühe beim Schreiben.
Warum habt ihr "Centennial", den Song übers Erwachsenwerden, als Opener benutzt?
Da es ein Up-Beat-Song ist, dachten wir uns, dass er sich sehr gut als Einleitung zum Album eignen würde. Natürlich kann man so ein Album auch strategisch aufbauen und dem Ganzen ein Konzept verpassen. Bei "Elephant Shell" haben wir aber vieles aus dem Bauch entschieden und das ist auch okay, solange es sich gut anfühlt.
Kommentiert ihr in "Your English is good" das politische Geschehen in Nordamerika? Schließlich ist ein Hauptbestandteil des Songs der Singalong: "Give us your vote! / If you know what's good for you".
Eigentlich basiert der Song auf einer Kurzgeschichte des Autor Davies und hat nicht so viel politische Bedeutung. Der Singalong stand auf einem Sticker in unserem Proberaum, und als Josh ihn irgendwann mal dazwischen rief, haben wir ihn glatt für diesen Song benutzt. Aber mal davon abgesehen. machen wir uns auch Gedanken über das politische Geschehen. Hoffentlich bricht bald die Zeit des Wandels an. Wir sind für Barrack Obama - obwohl man ganz nüchtern betrachtet auch keine allzu großen Unterschiede zwischen ihm und John McCain ausmachen kann. Ich denke, dass die Leute es sich dieses Mal zweimal überlegen, wem sie ihre Stimme geben werden.
Ihr habt zwar gerade erst ein Album veröffentlicht, und wie man mitbekommt, wird es von allen Seiten gelobt. Was, denkst du, wird sich für euch als Songwriter beim nächsten Album verändern?
Es wird sich viel ändern. Als wir unsere erste EP "A Lesson In Crime" aufgenommen haben, ist uns vieles in den Schoß gefallen. Wir hatten keinerlei Druck von außen, waren quasi ein unbeschriebenes Blatt. Außerdem haben wir uns gedacht, dass sowieso keiner die Songs hören will, die wir geschrieben haben, also was soll's. Damals hatten wir einen freien Kopf. Je weiter die Arbeit zum Album fortschritt, umso größer wurde der Druck und wir fingen an, an uns zu zweifeln. Wir gerieten ins Straucheln. Dabei wollten wir doch nur ein Album aufnehmen, auf das wir selber stolz sein konnten. Für die Zukunft wollen wir mehr experimentieren und uns nicht von außen beeinflussen lassen.
Für welche Situationen ist "Elephant Shell", deiner Meinung nach, genau der richtige Soundtrack?
Ich finde, dass das Album perfekt zu einer Autofahrt durch das nördliche Ontario passt. Dort gibt es viele Bäume, Felsen und das eine oder andere Landhaus. Es ist eine verträumte Gegend und das Album passt zu den Momenten, in denen du während dieser Autofahrt nicht redest, sondern in Gedanken versunken bist. Es klingt auch sehr nostalgisch, sehr introspektiv.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #79 August/September 2008 und Sebastian Wahle
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