T'N'T

Foto

Zwei Kerle wie Dynamit

Seid ihr immer so nett zueinander?

Tex:
Nee, nur vor der Presse. Sobald du aus dem Raum bist, streiten wir uns wieder.

Ihr habt auf eurem Album "Turn me loose" von LOVERBOY gecovert. Wie kommt man auf so eine Idee?

Tex:
Ich weiß auch nicht, die Idee traf mich wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Auf der Platte sind ja insgesamt vier Coverversionen, und ich halte nichts davon, Lieder zu covern und sich dabei möglichst genau ans Original zu halten. Ich finde es viel besser, sich richtig schlechte Songs auszusuchen und sie in einem ganz anderen Licht erscheinen zu lassen. Aber natürlich haben wir die Songs auch unter dem Aspekt ausgesucht, dafür ein paar Lacher zu ernten. Abgesehen davon ist der Song natürlich auch musikalisch eine reife Leistung unsererseits, hör dir nur mal Tims Gitarrensolo an. Der Plan bei diesen Coversongs war aber auch, den Lieder eine unverdiente Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, ihnen eine Tiefe und Bedeutsamkeit zu verleihen, die sie ursprünglich nicht hatten.

Für so einen schlechten Song wie "Turn me loose" können sich aber verdammt viele Leute daran erinnern.

Tex:
Na ja, schlechte Songs sind ja oft sehr erfolgreich, und zwei Drittel aller Hits sind totale Scheiße.

Waren LOVERBOY Helden eurer Jugend?

Tex:
Nein, ich habe keiner Sympathie für die. Der Song ist von 1981 oder so, und damals war ich ein kleiner Punk, für den alles in der Hitparade Mist war. Was nicht bedeutet, dass ich die Bands und Songs nicht gehört hätte, man kann sich dem ja nicht völlig entziehen, und mit dem Alter kommt eben auch so eine gewisse Nostalgie auf, auch für den miesen Kram, den man damals nicht mochte. Was den KISS-Song anbelangt, so ist das was ganz anderes, denn ich war ein großer KISS-Fan. Und da war die Idee, den Song zu spielen, als sei es einer von Leonard Cohen. Im Gegensatz zu Johnny Cash, dessen Coverversionen der letzten Jahre davon lebten, dass er seine ganze Lebenserfahrung einbrachte, haben wir eine in erster Linie ironische Herangehensweise.

Tim: Das war ja auch der Ansatz, unter dem wir anfingen zusammen Musik zu machen: Einfach nur so zum Spaß, einfach nur um ein paar Konzerte zu spielen. Und plötzlich ging es dann darum, auch eine Platte zu machen, und ich bin sehr zufrieden damit, denn da sind ein paar von Tex' besten Songs drauf.

Tex: Die Sache hat sich ganz schnell zum Selbstläufer entwickelt. Wir haben anfangs nur so zum Spaß zusammen gespielt, und dann hatte das so einen Schneeballeffekt.

Tim: Unser viertes Konzert überhaupt spielten wir im März zusammen mit einem Symphonieorchester in Perth, das war unglaublich.

Tex: Na ja, mittlerweile ist der Schneeball etwas geschmolzen, aber wir haben einen sehr aktiven Manager, für den keine unserer Ideen zu abwegig ist und der alles irgendwie zu organisieren versucht.

Was macht euch zuversichtlich, dass das, was in Australien funktioniert, wo ihr beide ja so was wie Rock-Ikonen seid, auch in Deutschland irgendwen interessiert?

Tex:
Also ich bin mir bei gar nicht sicher, ich lasse mich einfach drauf ein und dann sehe ich ja, was passiert.

Tim: Ich denke auch nicht über so was nach, ich will nur Musik machen, die mich interessiert, an der ich Spaß habe. Wenn man das anders angeht, geht das auch nicht lange gut, und was interessieren mich die Erwartungen anderer?

Aber was hat euch dazu gebracht, in Europa auf Tour zu gehen, noch bevor die Platte erschienen war?

Tex:
In erster Linie, weil es hier recht einfach ist zu touren. Und was dieses Australien-Ding anbelangt, so treffe ich immer wieder auf Leute, die nicht müde werden zu betonen, dass sie australische Bands ja grundsätzlich toll finden. So eine Denke verstehe ich echt nicht, aber ich sehe schon auch, dass australische Underground-Musik einen ganz eigenen Flair hat, der sie von englischer oder amerikanischer Musik unterscheidet: Sie ist einfach viel stärker in "beer and laughs" verwurzelt. Amerikaner sind immer so karriereorientiert, Sex und Karriere, darauf sind die aus.

Tim: Es gibt eine ganze Menge großartiger US-Rock'n'Roll-Bands, und auch mich schockiert immer wieder, wie sehr viele US-Bands nur ihre Karriere im Kopf haben, wo es in Gesprächen nur darum geht, was für einen Deal man mit welchem Label hat und all so was. Und ich habe in den letzten zehn Jahren auch festgestellt, dass sich immer mehr junge australische Bands davon haben anstecken lassen, dass die immer stärker von einem Wunsch nach Erfolg motiviert sind.

Das ist für mich eine Folge der Globalisierung, denn durch das Internet und die Medien sind die Musikszenen weltweit heute so stark vernetzt wie nie zuvor und junge Musiker haben dadurch heute ganz andere Einblicke als eure Generation einst.

Tim:
Das ist ein interessanter Gedanke und da ist wohl was dran, ja. ich bin jetzt 36 und hing einst noch ganz mystischen Vorstellungen von bestimmten Bands an.

Interessanterweise sind YOU AM I in Australien richtig groß und in den Neunzigern hattet ihr auch in den USA einigen Erfolg, doch in Europa seid ihr bis heute recht unbekannt geblieben. Wie kommt das?

Tim:
Unser damaliger Manager hasste Gespräche mit Plattenfirmen, das half nicht wirklich weiter, aber wir haben auch nicht alles mitgemacht, und so lehnten wir es beispielsweise ab, einen Song für einen Budweiser-Werbeclip herzugeben. Dazu kommt, dass uns viele Leute für eine komische Sixties-Revival-Band halten. Die Musikgeschichte ist voll von Bands, die es nicht geschafft haben, das macht uns ehrlich gesagt keinen großen Kummer, und so sind wir zufrieden mit dem, was wir haben. Der mangelnde Erfolg in manchen Ländern hat uns als Band nur noch enger zusammengeschweißt. Ich genieße es jetzt, mit Tex zu touren, der durch seine bisherigen Bands einen exzellenten Ruf genießt, und vielleicht werde ich ja in der Zukunft noch die Chance haben, mit YOU AM I hier zu touren.

Tex, was für Pläne hast du für die BEASTS OF BOURBON, mit denen du ja im Frühjahr nach einer endlos langen Pause mal wieder auf Europatour warst?

Tim:
Die haben gerade eine unglaublich gute Platte aufgenommen! Das ist die beste Platte der letzten 20 Jahre!

Tex: Wir haben die Platte selbst aufgenommen und selbst bezahlt, in drei Tagen war alles im Kasten, und jetzt müssen wir nur noch ein Label finden. Übrigens haben YOU AM I auch gerade eine neue Platte veröffentlicht, die auch ein fuckin' Killer ist.

Tim: Ja, wir sind sehr zufrieden damit, und im Herbst kommen wir damit auch nach Europa. Und als nächstes gründe ich dann mit Perko eine eigene Band. Schau nicht so, du gewöhnst dich schon noch an die Idee!

Tex: Wir werden sehen ...

Tim, man liest, dass du vor einer Weile eine kleine körperliche Auseinandersetzung mit einem Jury-Mitglied von "Australian Idol" hattest, einem gewissen Mark Holden. Um was ging's da?

Tim:
Ich wollte mit ihm diskutieren, war aber wohl etwas zu betrunken dazu ... Jedenfalls wollte er nicht mit mir reden, und anstatt mich wenigstens zu ignorieren fing er an dumm rumzutun. Ich hatte nicht vor, ihm was anzutun und bin auch nicht stolz auf meine Aktion, aber ich hatte mich damals sehr darüber aufgeregt, dass wir von unserem Label total abgebügelt worden waren. Wir hatten die um etwas Toursupport für eine US-Tour gebeten, aber das verweigerten sie uns, und so wie ich das sah, gaben sie das Geld lieber für so einen Scheiß wie "Australien sucht den Superstar" aus.