THE OUTCASTS

Foto

Mit Punkrock die Welt verändern

Das Teenager-Dasein an sich ist schon hart, aber dann auch noch isoliert zu sein, weil sich draußen religiöse Fanatiker abknallen, Bomben werfen und die Freizeitmöglichkeiten gleich null sind, das muss die Hölle sein. Unter solchen Bedingungen gründeten 1977 im nordirischen Belfast drei Brüder eine Band, und dass zwei von ihnen 37 Jahre später in Düsseldorf auf der Bühne stehen, um mit ihrer Band die Songs von damals unglaublich schmissig in die begeisterte Menge zu schmettern, das grenzt angesichts der damaligen Umstände an ein Wunder. Vor dem Konzert sprach ich mit Martin (Gitarre) und Greg (Bass, Gesang).

Wie findet ihr den „Good Vibrations“-Film?

Greg: Die meisten Musikfilme sind schrecklich, aber dieser ist wirklich gut. Es ist eine gute Geschichte, und sie ist sogar beinahe wahr ... mehr oder weniger. Letztlich hat eben jeder seine eigene Version von so einer Geschichte, vor allem wenn so was dreißig Jahre oder länger her ist. Und wenn dann noch jemand einen Film darüber dreht, kann eine Menge schief gehen. In diesem Fall passte aber alles, gerade mit David Holmes, dem Produzenten, mit dem ich seit über dreißig Jahren befreundet bin. Schon im Vorfeld merkte man, dass alle Beteiligten den Film sehr ernst nahmen, dass es ihnen darum ging, alles so authentisch wie möglich zu gestalten. Nur ein Beispiel: In Belfast konnte man damals keine Punk-Kleidung kaufen, also musste man sie selber machen, und sogar dieses Detail stimmt im Film.

Martin: Diese Geschichte musste man einfach irgendwann erzählen, denn Punk hat in Belfast eine Menge bewegt.

Greg: Im Film kommt das zwar nicht so wirklich rüber, aber durch Punk wurde die Stadt verändert, in politischer Hinsicht. Punk hat geholfen Mauern einzureißen, also in den Köpfen. Bevor Punk kam, blieben die Katholiken in ihren Stadtvierteln und die Protestanten auch. Die Bevölkerung vermischte sich nicht mehr, die Innenstadt von Belfast war anders als die jeder anderen Großstadt. Normalerweise geht man dort aus, trifft sich, aber in Belfast war das ein Niemandsland, da war nur Polizei und Armee. Den Punks war die Religion aber egal, die haben sich einfach so getroffen auf Konzerten, und das war der Anfang der Versöhnung. Ich bin sehr stolz darauf, dabei geholfen zu haben – und es ist schön, dass mittlerweile sogar Politiker unsere Rolle anerkennen.

Wie muss man sich diese vermittelnde Rolle von Punk vorstellen?

Greg: Die Wohngebiete in Belfast waren streng getrennt nach Religion. Selbst wenn du dich eigentlich nicht für Politik interessiert hast, warst du doch den Bedingungen unterworfen: du hast in einem entsprechenden Wohngebiet gewohnt, nur mit Katholiken oder Protestanten, du gingst dort zu Schule, du hast dort gearbeitet, du hattest gar keine Chance, jemanden von der anderen Seite zu treffen. Wer damals auf ein Punk-Konzert ging, stand wahrscheinlich das erste Mal im Leben neben einem Katholiken oder Protestanten! Und du hast gemerkt, der andere ist gar nicht anders, der will einfach nur mit der Musik seinen Spaß haben. Und da Punk wiederum vom Rest der Gesellschaft so abgelehnt und gehasst wurde, entstand automatisch ein Zusammengehörigkeitsgefühl.

Martin: Der Nachhauseweg konnte damals schon ein ganz schöner Spießrutenlauf sein. Einfach nur, weil du als Punk anders warst, haben dich die Menschen nicht gemocht.

Wurdet ihr durch euer Elternhaus politisch geprägt?

Martin: Ich wurde geboren, noch bevor die Troubles begannen, und unsere Eltern erzogen uns, ohne dass die Trennung zwischen Religionen eine Rolle spielte.

Greg: Wir wurden unpolitisch erzogen. Als dann die Unruhen begannen, vollzog sich die Trennung nach und nach immer stärker. Das wurde nicht erzwungen, jede Seite zog sich einfach immer weiter zurück. Selbst als liberal denkender Katholik oder Protestant hattest du gar keine Chance mehr, jemand von der anderen Seite zu treffen. Punk war da dann das genaue Gegenteil, eine ganz große Ausnahme, und deshalb wurden Punks von Paramilitärs beider Seiten gehasst. Und was schweißt mehr zusammen, als von allen anderen gehasst zu werden? Das war der große Unterschied zwischen Fans von Punk und den Anhängern jeder anderen Musik. Als dann Terri ins Spiel kam und der The Harp-Club, hatten wir endlich einen Treffpunkt. Du musstest aus deinem Viertel raus, wenn du eine Band sehen wolltest, das bedeutete eine Menge.

Wie habt ihr Punk entdeckt?

Martin: Durch den NME. Ich sah die Fotos und fand das interessant.

Greg: Er hat mir „Anarchy in the UK“ vorgespielt. Ich kann mich noch ganz genau an diesen Tag erinnern.

Martin: Mich hat der Song einfach umgehauen.

Greg: Ich hatte zwar davor schon Leute über „Punk“ in New York reden hören, aber als ich dann bei Martin im Haus „Anarchy in the UK“ hörte, war das was anderes – und vor allem sagte er: „Das können wir auch!“ Vorher kannte man eigentlich nur diese ganze Rockmusik, Progressive Rock und so weiter, da konnte man sich nicht vorstellen, so was selbst hinzubekommen. Bands waren bis dahin abgehobenen Superstars, aber plötzlich war ich mir sicher, dass ich auch so was spielen kann, wenn ich mir einen Bass oder eine Gitarre besorge. Und so legten wir los. Dazu kam, dass wir in Belfast ja fast keine Chance hatten, Konzerte zu besuchen, es kam keine Band in die Stadt. Wir wollten Punks sein, aber wir hatten eigentlich keine Vorstellung, wie das aussehen sollte.

Warum spielten tourende Bands nicht in Belfast?

Greg: Die Innenstadt war wegen der Troubles abgeriegelt, es gab keine Clubs, keine Infrastruktur für Bands – es war ein Kriegsgebiet. In Belfast zu spielen war ungefähr so attraktiv, wie heute nach Syrien zu reisen. Überall und ständig hatten Armee und Polizei Straßensperren errichtet, durchsuchten Autos und Menschen. Und selbst wenn eine Band sich nach Belfast verirrt hätte: wo hätte die PA herkommen sollen? Es gab nichts! Wir und die „Stiffs“ – die STIFF LITTLE FINGERS – waren ja die ersten Bands, die so was wagten. Wollten wir ein Konzert spielen, mussten wir den Tanzsaal einer Gaststätte mieten und so tun, als ginge es nur um eine Party. Und das ging immer nur einmal gut, ein zweites Mal wollte keiner an dich vermieten. Das änderte sich erst mit Terri und The Harp, seinem Laden, seinem Label.

Martin: Samstagnachmittags trafen sich immer alle in seinem Laden, wir konnten uns ja sonst nirgends treffen.

Hat Terri Punk nach Belfast gebracht?

Greg: Nein, nein, nein!

Martin: Im Film gibt es die Szene, wie wir in einem Pub namens The Pint spielen. Terri kam rein, hörte uns spielen, und wir konnten wirklich gar nichts damals, aber er wollte eine Platte mit uns machen. Punk war schon losgegangen, bevor er ins Spiel kam, aber er hatte Spaß an der ganzen Situation und mischte sich deshalb ein. Er war und ist ein Anarchist, wir Kids gegen die Polizei, das gefiel ihm, denn er war immer gegen Polizei und Armee. Ihm gefiel der rebellische Geist von uns Kids, dieses „Fuck the army, fuck the police!“

Greg: Terri war für uns damals ein richtiger Mann, ein Erwachsener, der war ja über zehn Jahre älter als wir. Rückblickend war er gar nicht so viel älter, aber wenn du 17 bist, kommt dir jeder über zwanzig schon alt vor. Jede Szene braucht ein „Zentrum“, und als wir anfingen, Musik zu machen, hatten wir ja keine Ahnung, dass es irgendwo in der Stadt auch noch die STIFF LITTLE FINGERS gab. Jede Punkband in der Stadt hielt sich damals für die einzige! Wir waren regelrecht schockiert, als wir herausfanden, dass es noch andere gibt.

Martin: Terri gab der Sache einen Rahmen. Er dachte über so was wie Aufnahmen und Platten nach, und er hatte die Energie, das auch durchzuziehen. Und er baute die Kontakte auf, etwa zu John Peel, und Terri sorgte dafür, dass wir in England spielen konnten. Terri hat die Punk-Szene von Belfast nicht begründet, aber er hat sie auf ein anderes Level gehoben.

Greg: Er war nie ein Geschäftsmann, das kommt auch im Film gut rüber. Es ging ihm nie ums Geld, und wenn du ihn um einen Zehner angehauen hast, hat er dir einen gegeben, auch wenn es sein letzter war. Es war ihm egal.

Martin: Wir sollten mal in den USA spielen, aber wir hatten nicht das Geld für die Flüge. Also fragten wir Terri, und er gab es uns. Und dann konnten wir nicht fliegen, weil wir kein Visum hatten ... so dämlich waren wir damals.

Greg: Also seine Organisationsfähigkeiten waren nur rudimentär ausgeprägt, das muss man schon sagen.

Was machte die Punkbands aus Belfast so speziell?

Martin: Dass wir keine Chance hatten, die englischen Bands live zu sehen.

Greg: Wenn man sich Bands von damals anhört, stellt man gewisse Gemeinsamkeiten fest: die Bands klingen alle recht poppig, sie sind alle eher songorientiert. Hätten wir in England gelebt, hätten wir jeden zweiten Tag eine andere Band live sehen können und wir wären sicher versucht gewesen, andere Bands zu kopieren. Wir dachten damals, wir seien eine totale Hardcore-Punkband, doch als wir uns das irgendwann rückblickend anhörten, mussten wir lachen, weil wir merkten, dass wir wie eine Pop-Band klangen. Wir hatten zwar keinen Hit damals, aber gute Songs. Und das gilt auch für RUDI und STIFF LITTLE FINGERS. Damals war uns das echt nicht bewusst – und schon gar nicht, dass außerhalb Nordirlands überhaupt jemand Notiz von uns nimmt. Wir spielten selten mal in England, ein paar Shows in Frankreich. Erst 35 Jahre später fanden wir in Deutschland heraus, dass sich anderswo Menschen für unsere Musik interessierten.

Ich lernte eure Band über die „Seven Deadly Sins“-EP von 1984 kennen, fast eure letzte Platte. Die erschien über New Rose und verkaufte sich in Deutschland sehr gut, hatte aber auch einen etwas anderen Sound, einen starken Rockabilly-Einschlag.

Greg: Viele haben uns über diese EP kennen gelernt, das hören wir in Deutschland immer wieder. Wir spielten damals viel mit den METEORS, das färbte auf uns ab. Außerdem war Punk bald recht uniform geworden, was nichts zu tun hatte mit unseren Vorstellungen von Punk 1977: da machte jeder, worauf er Lust hatte. Punk war damals keine stilistische Zwangsjacke, und wir hatten immer schon Spaß daran, Neues auszuprobieren.

Martin: Ich hatte keinen Spaß daran, immer den gleichen Scheiß zu spielen, ich wollte mich weiterentwickeln und etwas Neues machen. Ich schrieb alle Songs, und was immer sich an Einflüssen anbot, griff ich auf.

Auf dieser EP ist auch das geniale „Ruby“, das ich erst später als Cover erkannte.

Greg: Wie, du kanntest Kenny Rogers nicht? Das war ein bekanntes Lied zu jener Zeit, Country & Western war immer schon sehr groß in Nordirland. Wir hatten immer schon Spaß an Punk-Versionen von Songs, die uns gefielen, zum Beispiel „Suffragette City“ von David Bowie.

Martin: David Bowie war schon vor Punk ein großer Einfluss für uns, seit Ziggy Stardust. Fast jeder Punk in Belfast, den wir kannten, war vorher Bowie-Fan gewesen.

Greg: Bands wie MC5 oder STOOGES kannte ich nicht, von denen habe ich erst später gehört. Die RAMONES allerdings kannte ich schon früh, auch da gab es diesen Impuls: „Ha, das kann ich auch!“ Wichtiger waren aber die Pistols, ohne die wäre mein Leben anders verlaufen. Und es war die Wut im Punk, die gut zu Belfast passte. Allerdings waren wir dann später überrascht, wie gewalttätig das Leben anderswo war, in England, in Frankreich. Wir dachten ja, Belfast sei hart, und ja, klar, es gab Bombenanschläge und Schießereien. Aber als wir dann das erste Mal nach Paris kamen, waren wir schockiert, wie gewalttätig es da war, also die Straßengewalt. Im Vergleich dazu war Belfast mit all der Polizei und dem ganzen Militär sehr sicher. Ja, es gab Morde und Bomben, aber all das fand immer nur in eng umgrenzten Gebieten statt. Wir waren schockiert, dass sich in England Punks gegenseitig umbrachten, nur weil die Fans verschiedener Fußballteams waren! Das hielten wir für bekloppt.

Wie nah kam euch die Gewalt in Nordirland?

Greg: Sie beeinflusste dein ganzes Leben, ohne dass du dir dessen bewusst warst. Das Stadtzentrum war abgeriegelt, überall waren Checkpoints ...

Martin: Wir wurden mal beim Konzertposter-Aufhängen verprügelt.

Greg: Ja, von den Paramilitärs. Die mochten Punks nicht, denen ging es um Spaltung und Trennung, und dass wir Punks unabhängig von Religionszugehörigkeit zusammen Spaß hatten, war denen ein Dorn im Auge. Von den eigentlichen Troubles bekam ich nur aus dem Fernsehen was mit. Der unbewusste Einfluss war es, der uns belastete. Übrigens spielten wir als Band auch immer überall, es war uns egal, zu welcher Seite irgendwer gehörte.

Martin: Wir spielten mal in einem Laden namens The Shamrock Club, irgendwo in der Provinz, und das war so eine heikle Gegend, dass uns die IRA zum Club eskortierte, weil es für uns alleine zu gefährlich gewesen wäre. Im Club dachten die, wir seien eine dieser Coverbands, die Songs von BOOMTOWN RATS und so nachspielen, und die Kids hassten uns, aber die IRA-Typen passten auf, dass uns keiner anfasste. Das war ganz schön seltsam ...

Greg: Am Anfang konnten wir auch nicht besonders gut spielen, das war manchmal auch der Grund, warum uns das Publikum hasste, hahaha. Learning by doing, das war unser Motto. Bei unserem ersten Gig wusste wir nicht mal, wie man die PA bedient, was man wo einstecken muss. STIFF LITTLE FINGERS hatten es da einfacher, die waren richtige Musiker, als sie die Band gründeten, und das hört man deren Platten auch an, von Anfang an. Was uns betrifft, tun mir immer doch die Leute leid, die bei unseren ersten Konzerten waren. Die merkten nicht mal, dass wir Songs von SEX PISTOLS und RAMONES spielten, weil man sie nicht erkennen konnte ...

Als viele der Belfaster dann erste Erfolge hatten, hielt sie nichts mehr in der Stadt und sie gingen nach England.

Greg: Klar, jeder hatte diesen Ehrgeiz: Get the fuck out of Belfast! Aus verschiedenen Gründen war das für uns keine Option, und als Terri dann unser Manager wurde, wurde er nicht müde zu sagen, wir sollten in Nordirland bleiben und dort touren. Und das taten wir, wir spielten in jeder Kleinstadt, und oft waren wir die allererste Band dieser Art überhaupt, die dort auftauchte. Wir spielten da meist in der Stadthalle, der ganze Ort kam zusammen, um uns zu sehen, sonst war ja nichts los, und wir standen auf der Bühne mit einer PA, die heute jedes Smartphone an Leistung ausstechen würde. Wir spielten, und die Leute schauten sich fragend an und hatten keine Ahnung, was da gerade abgeht. Wenn man dann aber wieder und wieder in die Stadt kam, dann hattest du plötzlich Fans, und irgendwann kamen die auch nach Belfast, um uns zu sehen, und so bauten wir uns eine recht große Anhängerschaft auf. Die anderen Bands aus Belfast waren nach England gegangen und kamen nur sporadisch mal zurück, um ein Konzert zu spielen.

Was hat euch noch in Belfast gehalten? Die Arbeit?

Greg: Wir hatten damals nie das Gefühl in einer „richtigen“ Band zu spielen. Wir haben nur in Zeiträumen von ein, zwei Wochen gedacht. Wir hatten das Glück, dass wir in der Firma unserer Eltern arbeiten konnten, ein Malerbetrieb. Wenn wir nicht spielten, arbeiteten wir da. Ich weiß noch, wie wir fünf Tage nacheinander in Paris gespielt hatten, und als ich nach Hause flog, fühlte ich mich wie ein Rockstar – bis mir mein Vater am nächsten Morgen einen Pinsel in die Hand drückte. Wir sahen die Band nie als „Job“ an, wir dachten nie, dass das was auf Dauer ist, und tja, wie sich zeigte, lagen wir damit richtig. Heute bin ich stolz, dass wir wieder Konzerte geben und Martins Song in einer Weise spielen können, wie es ihnen gebührt. Damals hatten wir einfach nicht genug drauf. Heute habe ich die Firma meines Vaters übernommen, mache den gleichen Job wie damals – und Martin ist in Rente, von der Band mal abgesehen. Wir sind froh, nicht von der Musik leben zu müssen, und so ist die Band für uns heute das beste Hobby, das man sich vorstellen kann: Du fährst durch ganz Europa, spielst ein paar Konzerte und hast Spaß. Damit hatten wir nie gerechnet, irgendwann dachten wir einfach, das war’s. Und jetzt mit dem Film, das ist alles so unglaublich.

Wie ist das Leben in Belfast heute?

Martin: Meine Kinder – die sind alle in den Dreißigern – haben keine Vorstellung davon, wie das Leben in Belfast war, als ich jung war. Die interessiert auch nicht, ob irgendwer Protestant oder Katholik ist, das interessiert heute niemanden mehr. Alles hat sich geändert. Es ist nicht perfekt, aber viel, viel besser.

Greg: Belfast ist eine normale Stadt mit Restaurants und Clubs geworden. Ich frage mich manchmal, warum Belfast damals so in den Fokus der Berichterstattung gerückt ist, warum überall auf Welt über die Troubles berichtet wurde. Ich glaube, es hat etwas damit zu tun, weil sich Menschen anderswo irgendwie in die Menschen in Belfast hineinversetzen konnten. Wir taten denen leid. Sehe ich im Fernsehen, was heute so passiert, im Nahen und Mittleren Osten, ist alles so viel schlimmer als das, was bei uns damals los war.

Zum Schluss die Frage, ob ihr neue Aufnahmen plant.

Greg: Jaaaaa, wir haben neue Songs, ein paar, aber das geht alles sehr langsam. Live wären ein paar neue Songs auch okay, aber wenn man es realistisch sieht, wollen die Leute unsere alten Hits hören. Wenn ich zum Konzert einer Band aus den Siebzigern gehe und der Sänger ankündigt „Und jetzt ein neuer Song ...“, dann bin ich ja auch nicht begeistert und mache mich auf den Weg, um mir ein neues Bier zu holen, hahaha.

 


1977

... gründeten die Brüder Greg, Colin und Martin Cowan zusammen mit Blair Hamilton und Colin Getwood im nordirischen Belfast die OUTCASTS. Blair war bald wieder raus, Greg sang fortan – und in dieser Besetzung wurde die Band neben RUDI, PROTEX und STIFF LITTLE FINGERS zum Synonym für Punkrock aus Nordirland. Ihr Album „Self Conscious Over You“ war 1979 die erste LP auf dem legendären Good Vibrations-Label, ihre Single „Frustration“ im Mai 1978 die dritte Single, die Terri Hooley veröffentlichte. 1982 traf das Schicksal die Band hart, Colin kam bei einem Verkehrsunfall ums Leben, als es gerade gut lief und ihr THE GLITTER BAND-Cover „Angel face“ in den britischen Indie-Charts war. Doch es ging weiter, nach einer ersten Peel-Session 1981 folgte eine zweite, das „Blood And Thunder“-Album kam ebenfalls gut an, doch nach ein paar weiteren Singles war dann 1985 nach dem „Seven Deadly Sins“-Minialbum Schluss. Erst 2011 ging es weiter: die OUTCASTS spielten auf dem Rebellion Festival und sind seitdem regelmäßig wieder auf Tour.

 


Diskografie

„Self Conscious Over You“ (1979, Good Vibrations)

„Blood And Thunder“ (1983, Abstract)

„Seven Deadly Sins“ (1984, New Rose)

„The Outcasts: Punk Singles Collection“ (1995, Anagram)

„Blood And Thunder/Seven Deadly Sins“ (1998, Captain Oi!)