TERRORDACTYLS

Foto

Von jagenden Cowboys und schreienden Babys

THE TERRORDACTYLS aus dem Bundesstaat Washington besitzen bei mir so etwas wie Lieblingsbandstatus. Dabei kenne ich das als Quartett gegründete Anti-Folk-Duo Michael Cadiz und Tyrel Stendahl erst seit einigen Wochen. Konkret, seit mir Ilias von Seayou-Records das von ihm (CD) und Bachelor Records (LP) – übrigens beides österreichische Labels – veröffentlichte Debüt der beiden hat zukommen lassen. Die minimalistischen und doch hymnenhaften Songs, die feinen Melodien, das Geklimper des Spielzeugklaviers sowie das Getröte der Kazoos – Sponsoring eines Kazoo-Herstellers inklusive – haben mich sofort umgehauen. Mittlerweile ist auch ein zweites, bis dato unveröffentlichtes Album im Kasten, das ich vorab schon mal hören durfte, und das dem Erstling in Sachen Eingängigkeit und Unverwechselbarkeit in nichts nachsteht. Bleibt zu hoffen, dass sich auch dafür bald ein geneigtes Label findet, denn THE TERRORDACTYLS haben das Zeug dazu, die Weltherrschaft an sich zu reißen. Da sei sogar Tyrels eigenwillige Vorliebe für Schusswaffen verziehen – er war es auch, der die folgenden Fragen beantwortet hat.

Ihr habt ja als Quartett begonnen und macht nun nur noch zu zweit Musik, was ist passiert?

Na ja, die Jungs haben eine süße kleine Band namens THE PHARMACY gegründet, die mit der Zeit für sie einfach wichtiger wurde. Sie waren immer mehr und mehr mit THE PHARMACY auf Tour, während es sich eben nicht mehr ausging, mit uns zu proben. Michael hingegen hat sich für THE TERRORDACTYLS entschieden.

Also hast du sie nicht erschossen? Aus deiner Vorliebe für Schusswaffen machst du ja keinen Hehl.

Nein, erschossen habe ich die nicht, ich glaube sogar, dass die Jungs selbst auf Waffen stehen. Wir sind alle gemeinsam auf dieser Insel groß geworden, wo es nur Hippies und Cowboys gab. Meine Eltern waren eher Cowboys, also bin ich mit einer gewissen Achtung vor Feuerwaffen aufgewachsen, habe diverse Sicherheitsschulungen durchgemacht und war hie und da mit meinem Vater auf der Jagd. Momentan besitze ich übrigens kein einziges Gewehr.

Okay, lass uns über Musik sprechen. Wie würdest du die eure in wenigen Sätzen beschreiben?

Wir wissen selbst nie, wie man unsere Musik am besten beschreiben könnte. Ich denke, wir versuchen uns selbst als Pop-Band zu verstehen, nehmen das, was wir schreiben und schließlich singen, durchaus als Pop-Song wahr. Allerdings glaube ich, dass wir etwas dreckiger und weniger verbissen als die meisten Bands an die Sache rangehen.

Und die Texte? Um was geht es, wer schreibt sie?

Michael schreibt alle Lyrics, wenngleich er selbst nicht gerne darüber spricht. Egal, ich finde sie wundervoll. Meistens basieren die Texte auf Geschichten aus unserem Leben, Erlebnissen, Begebenheiten, die Michael dann gewissermaßen aufpusht, was durchaus auch eine fiktionale, fantasiegesteuerte Richtung einschlagen kann. Natürlich scheut er sich auch nicht, über ernstere Themen zu schreiben, allerdings haben wir eine Zeit lang alles viel zu ernst genommen und versuchen jetzt, so weit es möglich ist, Spaß mit unseren Songs zu haben.

Ihr habt auf eurem Debütalbum mit Kimya Dawson von den MOLDY PEACHES gearbeitet. Wie war’s denn so?

Kimya ist großartig! Persönlich kennen wir sie eigentlich nicht sonderlich gut, sind aber schon seit langem große Fans von ihr. Getroffen haben wir sie, als unsere Freunde THE PHARMACY die Ehre hatten, mit ihr zu touren. Als wir schließlich auf der Suche nach möglichen Duettpartnern waren, war Kimya unsere erste Wahl. Klar, waren wir von ihrer Zusage begeistert, vor allem auch, weil sie diesem Zeitpunkt gerade Mutter geworden ist. Wenn du ganz genau hinhörst, kannst du am Beginn von „Devices“ ihre Tochter Panda Delilah schreien hören.

Ihr habt euer selbstbetiteltes Album gleich auf zwei österreichischen Labels veröffentlicht. Wie kommt’s?

Österreichische Labels sind der Hammer! Anfangs sind wir an Bachelor Records herangetreten, damit diese eine exklusive 7“ für die Europatour rausbringen, was wir sehr aufregend gefunden haben, da die echt geilen Rock’n’Roll und Punk-Stuff rausbringen. Elmar von Bachelor hat uns an Ilias von Seayou weitervermittelt, der das Album als CD rausgebracht hat, was sich für uns als lohnenswerte Sache erwiesen hat. Beide Labels veröffentlichen großartiges Zeug und wir sind glücklich darüber, ein Teil davon sein zu dürfen.

Und in den Staaten?

Na ja, entweder bringen wir das Zeug selbst raus oder befreundete kleine Labels. Wir sind aber gerade dabei, die Möglichkeiten auszuloten, mit größeren Labels zu arbeiten. Vielleicht noch dieses Jahr, aber warten wir einmal ab, wie sich die Dinge entwickeln.

Es gibt von euch mit „Rage Mountain“ ja auch ein aktuelleres Album. Wer soll es rausbringen, wo kann man es bekommen?

Ja, wir haben ein neues Album aufgenommen, ich denke, es ist ganz hübsch geworden. Allerdings habe ich derzeit keine Ahnung, was wir damit anstellen sollen. Wir haben bislang 200 Stück davon pressen lassen und mit auf Europatour gebracht, die sind aber alle bereits vergriffen. Wir werden euch aber auf jeden Fall auf dem Laufenden halten, was wir künftig damit anstellen, vielleicht findet sich ja ein österreichisches Label?