Die Norddeutschen SWUTSCHER veröffentlichen Ende Februar ihr neues selbstbetiteltes Album. Dabei ist Gitarrist Velve die treibende Kraft hinter der Band, da er gleichzeitig auch ihr Label betreibt.
Du bist ja nicht nur Bandmitglied bei SWUTSCHER, sondern bringst auf deinem Label La Pochette Surprise auch die Platten deiner und anderer Bands raus. Ist das für dich die beste Konstellation? Oder kollidieren auch mal die Vorstellungen eines Bandmitglieds mit denen des Labelmenschen?
Ich mag die Kombination schon sehr gerne, weil so die Kommunikation zwischen Label und Band unkompliziert ist. Jede Bandprobe ist quasi auch gleichzeitig ein Labelmeeting, man erspart sich somit viel hin und her. Anderseits ist es aber auch manchmal schwierig, meine Position und Meinung als Label der Band zu vermitteln, weil sie mich in erster Linie natürlich als Bandmitglied sehen und mache Vorstellungen des Labels in eine andere Richtung gehen beziehungsweise man gewisse Dinge aus einer anderen Perspektive sieht, was wiederum auch von Vorteil sein kann, da ich Dinge aus zwei Perspektiven verstehen kann.
Kann man als jemand, der ein Label betreibt, eigentlich gut auf einem anderen Label veröffentlichen? Oder schaut man da kritischer auf die Entscheidungen anderer?
Ich habe die Erfahrung, als Musiker mit anderen Labels zu arbeiten, bereits gemacht und finde diese Konstellation auch gut. Gerade zu den Anfangszeiten meines Labels war es natürlich sehr hilfreich die Arbeit anderer zu beobachten und sich Sachen abzugucken. Andererseits sorgt es auch dafür, dass ich manchmal zwanghaft versuche, Dinge genau anders machen zu wollen, um es einfach auszuprobieren. Manchmal klappt es, manchmal nicht. Genau wie bei vielen Dingen gibt es dabei keine hundertprozentig korrekte Lösung.
Welchen Stellenwert hat DIY für dich in Bezug auf Label und Band, auch vor dem Hintergrund des neuen Albums? Wie wichtig ist es dir, da alle Zügel in der Hand zu halten und die kreative Kontrolle zu haben?
Als Band versuchen wir schon, alle Aspekte zu kontrollieren, um sicherzustellen, dass es den Wünschen und der allgemeinen Ästhetik der Band entspricht. DIY ist ein weiter Begriff, wie ich finde. Wir arbeiten schon mit vielen Partner:innen zusammen in Bezug auf Booking, Promotion und Vertrieb zum Beispiel. Im kreativen Prozess machen wir aber alles DIY. Vom Songwriting bis zum Produzieren und Aufnehmen der Musik machen wir alles selber, da wir das als Teil unseres Musikstils verstehen. Zudem sind wir mit fünf bis sechs Leuten im Aufnahmeprozess schon genug, die verschiedene Meinungen zu allem haben. Ein:e externe:r Produzent:in würde hierbei wohl eher stören. In Bezug auf die Artworks, Videos und visuelle Medien greifen wir natürlich auf andere Kreative aus unserem Bekanntenkreis zurück, mit denen wir die Konzepte gemeinsam erarbeiten. Was aber dem DIY-Charakter nicht widerspricht.
Ich habe gelesen, dass du Label und Band hauptberuflich betreibst. Wie geht es dir nach diesen zwei Jahren damit? Stand das ganze Projekt in der Zeit mal auf der Kippe?
Genau, ich betreibe seit 2018 mein Label und meine musikalischen Projekte hauptberuflich. Die letzten zwei Jahre waren natürlich, wie für alle, sehr anstrengend und frustrierend. Allerdings hat es mich und mein musikalisches Umfeld nicht davon abgehalten, weiterhin kreativ und produktiv zu sein. Es ist eigentlich eher das Gegenteil passiert: Es wurde in vielerlei Hinsicht nach Alternativen gesucht. Das Projekt Label stand dabei niemals in Frage. Dafür stecke ich auch schon zu tief drin, haha!
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