SWEET TEETH

Foto© by Martin Ahx

Hüskerrock

HÜSKER DÜ gehören auf ewig zu meinen Lieblingsbands. Und ja, es ist angemessen, dies im Kontext des Debütalbums „High Anxiety“ der schwedischen Formation zu thematisieren. Kaum ist der titelgebende Opener „High anxiety“ angelaufen, ist da dieser vertraute Sound, den die Band aus dem Provinznest Finspång selbst mal als „Hüskerrock“ bezeichnet hat. 2021 kam als Debüt-Release die „Acid Rain“-7-Song-EP, der nun das erste Album folgt. SWEET TEETH sind Andreas Axelson (gt, voc, DISFEAR), Joona Hassinen (bs, Besitzer des Underjord-Studios), Andreas Sjöberg (gt, ex-DEADBEATS) und Joakim Ölund (dr, TORMENTED), und man merkt, dass hier wohl nichts zufällig passiert ist: Da haben sich ein paar alte Hasen mit vielen Jahren musikalischer Erfahrung zusammengetan, um einen bestimmten Sound zu kreieren, der ihnen offensichtlich sehr am Herzen liegt. Andreas Axelson beantwortete meine Fragen.

Ihr habt alle schon in anderen Bands gespielt ...

Nun, wir haben alle unser ganzes Leben lang Musik gemacht, also waren es ziemlich viele Bands, von Alternative Pop bis Death Metal. Wir sind auch Fans davon, aus Neugierde Projekte zu starten, also wäre die Liste ewig lang, haha. Ins Detail zu gehen wäre unmöglich, weil ich mich nicht erinnern kann, und außerdem macht das Namedropping-Spiel nicht so viel Spaß, also beschränken wir uns darauf, wo wir gerade sind. Sagen wir einfach, dass wir alle in diversen Hardcore-, Death-, Rockbands gespielt haben oder es immer noch tun, darunter TORMENTED, COMA, THE DEADBEATS, DOLLHOUSE, DISFEAR, SKITSYSTEM, THE LURKING FEAR ...

Weißt du noch, wann und wo ihr euch zum ersten Mal getroffen habt?
Wir haben uns alle bei Gigs und Partys kennen gelernt, einige von uns eher früher als später, zum Beispiel Joona, der auch in Stockholm wohnt und einige unserer früheren Bands gebucht hat. Andreas und ich haben uns öfter bei Gigs und in der Kneipe getroffen. Ich glaube auch, dass wir irgendwann einen gemeinsamen Proberaum hatten, aber ich bin mir nicht sicher. Jocke war etwas jünger und ging zu den Konzerten, die wir in unserer Heimatstadt veranstalteten, und nach und nach spielten wir auch zusammen, später in denselben Bands. Außerdem ist das hier eine kleine Stadt, wenn man also auf alternative Musik steht, lernt man sich ziemlich schnell kennen, haha.

Und bei welcher Gelegenheit endete all dies schließlich in „Hey, lasst uns zusammen eine Band gründen!“?
Wir haben immer davon gesprochen, zusammen zu spielen, aber es waren Jocke und ich, die sich in unserem Proberaum getroffen haben, um ein paar kurze Powerpop-Songs aufzunehmen. Wir hatten etwa vier Stücke in einer Stunde fertig, Texte dazu geschrieben und das war’s, einfach nur so zum Spaß, wir hatten keinen wirklichen Plan. Und das haben wir ein paar Mal gemacht, und das Lustige ist, dass wir immer noch drei oder vier Songs davon spielen, also wussten wir anscheinend, was wir taten, haha. Nach einem Jahr oder so dachten wir, warum nicht als Band? Also haben wir Joona und Andreas gefragt. Wir haben eine Menge Musik gemacht und bald wurde daraus SWEET TEETH.

Was war eigentlich die Idee, die hinter der Band steckt? Wolltet ihr HÜSKER DÜ huldigen? Ihr selbst habt sogar mal den Begriff „Hüskerrock“ benutzt ...
Haha, natürlich nicht! Aber der Einfluss ist auf jeden Fall da. Wenn man diese Art von Musik spielt, wäre es wirklich seltsam, eine Band wie diese zu ignorieren, findest du nicht? Noch seltsamer für jemanden wie mich, der sie seit den späten Achtzigern hört und liebt. Aber es gibt noch viel mehr und ich bin mir ziemlich sicher, dass das meiste davon nicht einmal aus dem Powerpop/Punk stammt, sondern aus irgendeiner Art von trauriger Alternative-Musik. Ich habe mal darüber nachgedacht und ich glaube, dass die Songstrukturen oder die Akkordfolgen, zumindest bei mir, von verschiedenen Alternative-Country-Songs inspiriert sind, die ich, die wir hören. Wie DRIVE-BY TRUCKERS, Jason Isbell, Ryan [Adams???], Zander Hawley und sogar Neil Young und Bruce Springsteen. Aber mit Distortion, haha. Und natürlich ist das nur ein kleiner Teil davon, in erster Linie klingt es nach uns. Aber ich mag es eigentlich nicht, unsere eigenen Sachen zu analysieren, das ist etwas seltsam.

Als ich euer neues Album rezensierte, bezog ich es nicht auf die frühen HÜSKER DÜ-Alben, sondern auf „New Day Rising“ und „Candy Apple Grey“. Wie siehst du das?
Schwer zu sagen, aber ich weiß, dass Per von DIVISION OF LAURA LEE, der das Album aufgenommen hat, in „New Day Rising“ eine Art Referenzpunkt für das Album sah, also könnte das stimmen. Ich mag das „Candy Apple Grey“-Album und vielleicht ist es der Punch von „New Day Rising“, der die Ähnlichkeit ausmacht. Ich kann es wirklich nicht sagen ...

Welches ist dein Lieblings-HÜSKER DÜ-Album und welches dein Lieblingslied?
Ich mag wie gesagt „Candy Apple Grey“. Und als ich jünger war, mochte ich besonders „Metal Circus“, ich glaube, es lag daran, dass „Diane“ darauf ist. Ein tolles Lied mit einem wirklich starken Text, das reicht für einen jungen Kerl, haha. Weitere Lieblingslieder wären für mich „Hardly getting over it“, „Makes no sense at all“, „I don’t know for sure“ ... Und „Don’t want to know if you are lonely“, das ist ein verdammter Klassiker!

Verrate mir doch bitte, woher die Liebe zu HÜSKER DÜ kommt ... und welche anderen Einflüsse sollte man nicht übersehen?
Ich denke, es ist diese Unvollkommenheit. Sie gaben alles, aber ihre Musik ist nicht makellos. Das und diese riesigen, gigantischen Hooks, und dann gleich zwei großartige Songwriter, sowohl textlich als auch musikalisch. Weitere Einflüsse sind THE CURE, DAG NASTY, BUFFALO TOM, MINOR THREAT, DEAD BOYS, Roky Erickson, KISS, Neil Young ... Manchmal kann einen die Haltung oder der Vibe einer Band so sehr bewegen, dass man selbst solche Musik schreiben will.

Gitarre, Bass, Schlagzeug – was macht den Hüsker-Sound technisch aus?
Kreischende Gitarren bis zum Refrain, eine Bassgitarre mit zu vielen Höhen und etwas zu laut im Mix, ein entfesseltes Schlagzeug im und aus dem Takt und nur mit dem Ride-Becken. Das alles zu schnell aufgenommen und mit sowohl wütendem als auch schönem Gesang darüber – was will man mehr?