SUPERBLOOM

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Extrem laut und unglaublich nah

Mit der Vermutung, dass SUPERBLOOM ein paar Mal mit ihren NIRVANA-Platten unter dem Kopfkissen eingeschlafen sein könnten, wird man dem Debütalbum „Pollen“ der New Yorker nicht ganz gerecht. Natürlich ist eine gewisse Nähe zum Werk von Kurt Cobain und Neunziger-Grunge nicht ganz zu leugnen. Tim, Brian, Matteo und Dave haben es mit „Pollen“ jedoch geschafft, genau diesen Sound ins Jahr 2021 zu transportieren und um etwas enorm Zeitgemäßes zu ergänzen. Im Interview erzählen SUPERBLOOM, dass „Pollen“ eigentlich ganz anders klingen würde, hätte es die Pandemie nicht gegeben, und dass es für sie eigentlich keine Rolle spielt, was andere über sie denken – sie wollen eigentlich immer nur richtig laut sein.

Mit „Pollen“ habt ihr ein Debütalbum veröffentlicht, zu dem sicherlich viele Leute eine Meinung haben werden.

Tim: Wir haben einfach das gemacht, worauf wir Bock hatten. Als junge Band haben wir ja auch nicht mit Erwartungen zu kämpfen. Für uns war es auf jeden Fall seit langer Zeit das erste Mal, dass wir etwas veröffentlicht haben. Dass es Leute gibt, die sich unsere Songs anhören, ist für uns einfach fantastisch.
Brian: In der Pandemie ist der Drang, wieder neue Musik live zu erleben, ins Unermessliche gestiegen. In New York finden jetzt auch dienstags Shows statt, die wahrscheinlich ausverkauft sein werden. Dieses Verlangen nach Musik, besonders nach solcher, die emotional und kraftvoll ist, konnten wir uns zunutze machen.
Dave: Wir haben während dieser Zeit sehr viel an unserer Platte arbeiten können. Ich würde sogar sagen, dass vier bis fünf neue Songs nicht auf „Pollen“ wären, hätten wir uns nicht über Wochen kaum nach draußen bewegen können. Die Energie, die wir sonst in unsere Auftritte stecken konnten, haben wir in die Aufnahmen investiert.

Umso größer muss doch die Lust auf Live-Shows bei euch sein. Habt ihr schon alles fertig geplant?
Dave: Hoffen wir mal, dass auch ein paar Leute kommen. Kleiner Scherz. Wir haben bereits ein paar kleinere Shows gebucht. Unter anderem hier bei uns in Brooklyn und New York. Und ich kann dir sagen, dass wir absolut bereit sind, die Songs endlich vor Menschen spielen zu können. Dafür haben wir jetzt mehr als ein Jahr geprobt.
Brian: Bevor die Pandemie richtig eingeschlagen ist, hatten wir schon die Möglichkeit, ein paar Konzerte mit den neuen Songs zu spielen. Damals klang alles aber noch ein bisschen anders. Die Musik ist gut gereift.
Dave: Eine Sache, an der wir während der Lockdown-Monate arbeiten konnten, war zum Beispiel unser dreistimmiger Gesang. Es ist für jede Band schon sehr eindrucksvoll, mit Harmonien zu spielen. Wir waren aber einfach eine laute Gruppe, die sich musikalisch ausprobieren wollte.
Tim: Als Dave, Brian und Matteo mit den Harmonien herumspielten, kam ich mir vor, als wäre ich bei den BEACH BOYS.

Kann man die beiden Bands tatsächlich miteinander vergleichen?
Tim: Für mich ist „Pollen“ unser „Pet Sounds“. Ich will tatsächlich unbedingt mal „Sloop John B“ mit SUPERBLOOM spielen. Den könnten wir richtig fett covern.

Habt ihr einen ähnlichen Ansatz beim Schreiben der Platte gewählt wie die BEACH BOYS?
Dave: Normalerweise läuft das bei uns so, dass einer von uns den anderen seine Ideen vorstellt. Meist sind das iPhone-Demos, die wir untereinander verschicken. Wenn wir uns dann sehen, fügen wir die Einzelteile noch zusammen und schrauben hier und da etwas an den Feinheiten.
Brian: Mit „Pollen“ haben wir jetzt auf jeden Fall schon mal ein paar Songs in petto.
Dave: Genau, das kommt uns beim Schreiben auch zugute. Ich will gar nicht so viel Zeit mit irgendwelchen Details verschwenden. Es kommt auf die Stimmung und Energie an, die von Songs übertragen werden, und nicht darauf, ob da sechs Gitarren das Gleiche spielen. Nichts muss perfekt klingen. Ich würde es mit Tattoos vergleichen: Wenn du dir dein erstes stechen lässt, fällt es noch ganz anders auf, als wenn du fast komplett bunte Arme hast.

Könnt ihr euch noch an den Moment erinnern als es für euch als Band „klick“ gemacht hat?
Brian: Wahrscheinlich waren wir in dem Moment ein bisschen high. Aber Spaß beiseite, irgendwie hatte ich schon bei der ersten Probe mit Dave und Tim das Gefühl, dass das mehr sein könnte als vieles, das ich vorher gemacht habe.
Tim: Zusammen mit Matteo sind wir auch recht schnell ins Studio gegangen, um die Energie direkt festzuhalten.
Dave: Vielleicht war das sogar ein bisschen zu schnell. Aber als wir während der Aufnahmen Matteo so fokussiert beim Schlagzeugspielen hörten, ist da irgendwas passiert. Er ist ein Monster im Studio.
Brian: Scheiße, das hier konnte keine Zeitverschwendung sein.
Tim: Wir waren uns schon sicher, dass wir das mit der Band machen wollten. Schließlich kommen wir untereinander auch sehr gut klar und haben unseren Spaß.

Stört es euch, dass euch eine gewisse Nähe zu NIRVANA nachgesagt wird?
Tim: Es gibt Leute, die uns in die Neunziger-Jahre-Grunge-Ecke stecken und die uns nachsagen, dass wir wie eine Band aus dieser Zeit klingen würden. Das ist auch überhaupt kein Problem, da wir ja auch genau diese Musik selbst abfeiern. Genauso wie sehr viel aktuelles Zeug. Für uns stand es nie zur Diskussion, so zu klingen wie eine bestimmte Band. Oder dass wir Parts verändern sollten, damit sie sich nach den Neunzigern anhören. Wir schreiben, worauf wir Lust haben und was sich für uns gut anfühlt. Auf der anderen Seite ist es ja auch ein Kompliment, mit NIRVANA verglichen zu werden. Für uns ist es dennoch wichtig, dass die Leute erkennen, dass wir unser eigenes Ding durchziehen.
Brian: Unser Sound hat sich spontan entwickelt. Wir haben nicht zusammengesessen und uns überlegt, wie wir klingen müssen. Die ersten Songs, die wir gemeinsam geschrieben haben, klingen total anders als das, was wir jetzt auf „Pollen“ veröffentlicht haben. Als der Stein einmal ins Rollen kam, war es gar nicht mehr nötig, etwas an unserer Musik zu verändern. Das Gefühl hat einfach gestimmt.
Dave: Unsere Philosophie lässt sich relativ leicht beschreiben: In erster Linie sind wir Freunde, die eine gute Zeit haben wollen, dabei sehr laute Musik machen und immer auf der Suche nach der besten Tequila-Bier-Shot-Combo sind.
Tim: Ich muss gerade an eine unserer ersten Shows denken. Die, bei der wir so laut waren, dass man stellenweise nur Gitarrenfeedback hören konnte.
Brian: Haha, ja. Auch die 45 Sekunden Feedback auf unserer ersten EP lassen sich ganz gut mit dieser Philosophie erklären. Wir wollten schon immer polarisieren. Diejenigen, die mit dem Lärm etwas anfangen können, bleiben auf unseren Konzerten. Die anderen können sich gerne etwas anderes anhören.
Dave: Wie können wir unsere Platte noch etwas mehr Spielzeit geben? Wir hauen einfach noch ein paar Minuten Feedback drauf. Klingt nach einem vernünftigen Plan.

Hört sich an, als sollte man zu euren Shows auf jeden Fall Ohrstöpsel mitbringen.
Dave: Du solltest auf jeden Fall kein Problem damit haben, von zwanzig Minuten Spielzeit fünfzehn Minuten Feedback zu hören. Nein, das war natürlich ein Scherz. Zu Beginn haben wir den Lärm tatsächlich als Abwehrmechanismus benutzt. Und irgendwann haben die Leute über uns als diese extrem laute Band gesprochen. Es hätte schlimmer laufen können.