„Subzero“ heißt das neue Album der Ruhrpott-Punks SS-KALIERT, die seit ihrem Album auf dem US-Label Punkcore eine der wenigen auch international bekannten hiesigen Punkbands sind. Scharfer, bissiger Punkrock ist auch diesmal wieder ihr Markenzeichen, und wir baten Gitarrist Benni, uns zu fünf Namen im Kontext der Band ein paar Erläuterungen zu geben.
Ralf Richter – ein Ruhrpott-Original. Wie habt ihr es geschafft, von dem ein Songintro gesprochen zu bekommen?
Lustige Story: Eine gute Freundin von mir war ewig mit seinem Bruder Gerald liiert und die haben zwei wundervolle Kinder zusammen. Also gehört Ralf da zur Familie. Ich hab mal vorsichtig angefragt, ob man da was hinbasteln kann, weil wir das ganz witzig fänden und auch ’nen Song, „Jetzt oder nie!“, auf der neuen Scheibe haben, der so voll auf sein Kalle-Grabowski-Image aus „Bang Boom Bang“ – mein absoluter Lieblingsfilm – passen würde. Er hat es dann netterweise sofort mit einem Besuch bei seinen Neffen verbunden. Ralf ist ein cooler Typ, soweit wie wir ihn kennen gelernt haben. Sehr professionell und direkt. Seine Tochter ist auch Punkrockerin und war, glaub ich, sehr erfreut, dass er das mit uns macht ... oder war sie nicht? Hmm, weiß ich gerade gar nicht mehr, um ehrlich zu sein, aber irgendwas war da ... Jedenfalls geht nicht mehr Punkrock als Ralf Richter!
Waldemar Sorychta – eine Metal-Produzentenlegende produziert eine Punkband? Wie kommt’s, wie kamt ihr zusammen, wie war die Zusammenarbeit?
Auch der Kerl ist Punkrocker durch und durch – super Typ. Er versteht genau, was wir wollen, und hilft uns es umzusetzen. Das Ganze kam daher, dass Robert, der Big Boss von Century Media, mir bei einem Grillfest gesagt hat, wir bräuchten einen Produzenten, und er genau wüsste wen. Damit meinte er Waldemar. Der hat auf jeden Fall das richtige Händchen dafür gehabt – eine bessere Produktion hätte ich mir nicht vorstellen können. Waldemar ist bisher auch die erste und einzige Wand, an der wir uns die Dickköpfe eingeschlagen haben, die nicht nachgegeben hat. Sprich: Wir haben im Studio bisher nie Tips angenommen, außer von ihm, und das kann man auch deutlich hören! Wir sind mittlerweile gute Freunde geworden und werden auch in Zukunft mit ihm zusammen arbeiten.
Walter Heck – kleiner Tip: der hat das SS-Logo mit den Runen entworfen. Euch hat eine übereifrige Staatsanwaltschaft 2009 vorgeworfen, mit eurem Logo zu nah am Original dran zu sein.
Sorry, aber ich hab von dem Kerl noch nie was gehört. Auch in der Verhandlung habe ich nach fünf Minuten auf Durchzug geschaltet und nicht mehr zu gehört. Das Ergebnis stand da ja eh schon fest.
Eiji – wie ist euch euer japanischer Gitarrist damals eigentlich „zugelaufen“? Und wie sieht’s mit einer weiteren Japantour aus?
Eiji, von uns abgekürzt mit A.G., hat mich irgendwann bei MySpace angeschrieben und meinte, dass er aus Tokio kommt, gerade in New York wohnt, nach Deutschland ziehen möchte und ob er bei mir wohnen kann. Anfangs dachte ich echt, da will mich wer verarschen, weil der auch nicht nachgegeben hat und immer wieder ankam. Irgendwann schrieb er mir, dass er jetzt in Köln wohnt und um 13:20 Uhr in Duisburg am Bahnhof ankommt. Wir haben uns nicht vorher verabredet! Jedenfalls bin ich aus Neugier superparanoid dahin gerannt und da stieg ein kleiner, von Kopf bis Fuß tätowierter Typ mit grünen Haaren und ’ner Gitarre auf dem Rücken aus einem ICE-Zug aus. Wir haben ihn erst mit auf so ein Festival genommen und ein bisschen abgehangen. Er hat dann bei uns mitgeprobt und nach zwei Proben direkt eine UK-Tour mitgespielt. Mittlerweile gehört er mit zu meinen besten Freunden und ist festes Mitglied bei SSK! Eine Japantour hat er uns auch schon klargemacht. Da fanden wir es allerdings nicht so cool und wollen auch nicht zwingend wieder hin ...
Deine Mudda – ein beliebter Spruch, aber zutreffend: Welche Rolle spielt die Mutter von Nils in der Band beziehungsweise in deren Umfeld? Elternsupport dieser Art ist ja nicht so alltäglich in unserer Szene, gerade auch mit dem Label.
„Die Kohle stimmt und deine Mudda find’ dich gut / Eine weitere Band ohne Herzblut“ – mein absoluter Lieblingssatz auf der Platte. Ich hab mich im Studio 20 Minuten lang bepisst vor Lachen, als der das voll aggressiv, aber vollkommen improvisiert rausgehauen hat, der Text war eigentlich ganz anders. Das hat so geil gepasst, dass wir das direkt gelassen und gedoppelt haben! Nils ist zwar nicht mehr in der Band, aber seiner Mutter gehört Razorblade Music, wo unser letztes Album erschien. Nils und sein Bruder leiten das Ganze und deswegen hat dieser verfickte Staatsanwalt auch die Mudda vor Gericht gezogen, weil Razorblade den Merch für uns vertickt. Hammer eigentlich ... Meine Mudda – und der Vadda auch – sind für mich die wichtigsten Personen in meinem Leben. Mir egal, ob das alltäglich in dieser Szene ist oder nicht. Ich habe ihnen zu verdanken, dass ich lebe und dass es mir gut geht. Aber hier geht’s ja um deine Mudda und nicht um meine.
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